
BERLIN (Dow Jones)--Deutsche Unternehmen blicken angesichts schlechterer Exportperspektiven und einer nachlassenden Binnenkonjunktur zunehmend pessimistisch in ihre Zukunft. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) senkt daher seine Konjunkturprognose für dieses Jahr um fast die Hälfte auf 0,9 Prozent, nachdem zuvor 1,7 Prozent prognostiziert worden war. Für die Prognose wurden 27.000 deutsche Unternehmen befragt.
"Das Konjunkturbild in Deutschland verändert sich. Der wichtigste Grund sind die Verwerfungen im außenwirtschaftlichen Umfeld", erklärte der DIHK. "Die wirtschaftspolitische Unsicherheit hinterlässt ihre Spuren. Aus Sicht der Unternehmen ist bislang trotz des langen Aufschwungs ein politischer Aufbruch in wichtigen Zukunftsfragen hierzulande nicht geglückt."
Zwar erwarteten noch immer 22 Prozent der befragten Unternehmen für die nächsten zwölf Monate eine sich belebende Geschäftstätigkeit. Allerdings erhöhte sich der Anteil derer, die eine schlechtere Situation erwarten, auf 15 Prozent von 11 Prozent in der DIHK-Herbstumfrage.
Damit sei die Differenz zwischen besserem und schlechterem Ausblick nur noch knapp über dem langjährigen Schnitt und "so niedrig wie seit vier Jahren nicht mehr", so der DIHK.
Doppelt so viele Unternehmen erwarten schwächere Exporte
Besonders die Exporterwartungen der Industrie kommen unter Druck und sinken zum dritten Mal in Folge. Sie erreichen damit im Saldo den niedrigsten Wert seit 2012. Der Anteil der Unternehmen, die schlechtere Ausfuhrgeschäfte erwarten, hat sich seit Jahresbeginn 2018 von 7 Prozent auf 15 Prozent mehr als verdoppelt.
Bessere Geschäfte erwarten nur noch 28 Prozent der befragten Firmen, nach 30 Prozent im Herbst und 38 Prozent vor einem Jahr.
"Die weiter schwelenden Handelskonflikte und der bevorstehende Brexit sind große Herausforderungen für international tätige Unternehmen", warnte der DIHK.
Sollte es zu einem chaotischen Brexit kommen oder die US-Handelskonflikte mit Europa oder die europäischen Konflikte mit China eskalieren, könnte das deutsche Wachstum "noch stärker" zurückgehen, warnte der Verband.
Investitionsdynamik lässt spürbar nach
In der Industrie bremsen vor allem globale Handelskonflikte die Geschäftsentwicklung. Auf dem Heimatmarkt sehen die Unternehmen Aufholbedarf bei Steuern, digitaler Infrastruktur und Bürokratie. Außerdem bemängeln die Firmen den Fachkräftemangel, die Arbeitskosten sowie Energie- und Rohstoffpreise.
Daher lässt die Investitionsdynamik spürbar nach. Wachsende Nachfragesorgen veranlassen weniger Betriebe dazu, ihre Investitionen auszuweiten.
Die nachlassende Konjunktur führt allerdings bislang nur zu geringen Anpassungen der Personalplanungen. "Angesichts der weiter bestehenden Engpässe betrachtet die Mehrzahl der Unternehmen die Fachkräftesicherung als strategische Aufgabe", so der DIHK.
Im 14. Jahr in Folge wird daher der Beschäftigungsaufbau weitergehen, allerdings an Schwung verlieren. Der DIHK erwartet für dieses Jahr einen Anstieg der Erwerbstätigenzahl um 430.000 nach dem zuvor erwarteten Plus von 500.000.
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February 07, 2019 03:30 ET (08:30 GMT)
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