Nach einer von Analysten als "desaströs" und "alarmierend" bezeichneten Gewinnwarnung von Leoni haben Anleger am Freitag Reißaus genommen. Der Kurs des Autozulieferers brach um ein Viertel ein und fand sich auf dem niedrigsten Niveau seit mehr als sieben Jahren wieder.
Mit einem vorläufigen Gewinn vor Zinsen und Steuern von nur 144 Millionen Euro blieb der Autozulieferer und Kabelspezialist 2018 weit hinter seinem eigenen Ziel von rund 196 Millionen Euro zurück. Zudem dürfte das Unternehmen die mittelfristigen Prognosen bis 2020 nicht mehr erreichen. Und schließlich strichen die Nürnberger auch noch die Dividende für 2018.
Das Ausmaß, in dem Leoni die Erwartungen verfehlt habe, sei "alarmierend", sagte Analyst Christian Glowa von der Bank Hauck & Aufhäuser. Es zeige, dass es dem Unternehmen ein Stück weit am Zugriff auf die eigenen Aktivitäten mangele. Auch seien die Kosten für eine potenzielle Restrukturierung noch unklar. Besorgniserregend sei auch der starke Anstieg der Nettoschulden.
"Das Unternehmen hat größere Probleme als gedacht", sagte Analyst Christian Ludwig vom Bankhaus Lampe. Es habe selbst die im Oktober bereits gesenkten eigenen Vorgaben in beiden Geschäftsfeldern verfehlt. Das Gewinnziel für das laufende Jahr sei ein "Desaster", es liege um bis zu 50 Prozent unter der Markterwartung. Julian Radlinger von der Bank UBS schätzte, dass die Konsenserwartung für den operativen Gewinn 2019 nun um 37 bis 51 Prozent drastisch gesenkt werden dürfte.
Vor gut einem Jahr hatte die Leoni-Aktie bei gut 66 Euro ein Rekordhoch erreicht. Danach ging es kontinuierlich bergab, belastet von immer neuen Hiobsbotschaften. Mitte des Jahres begann die Schwäche auf dem wichtigen Absatzmarkt China auf die Kurse der gesamten Branche zu drücken. Im Juni schockten Gewinnwarnungen von Daimler und dem Zulieferer Schaeffler die Anleger.
Im August kündigte Leoni Investitionen in zusätzliches Wachstum an, woraufhin der Kurs absackte. Im Oktober kappte Leoni nach Umsatz- und Gewinnwarnungen zahlreicher Autohersteller und Zulieferer ebenfalls die Ziele, was die Aktie erneut belastete. Im November gab schließlich der neue Chef Aldo Kamper einen düsteren Ausblick auf 2019. Im Dezember fiel der Kurs erstmals seit mehr als zwei Jahren unter die Marke von 25 Euro.
Am Freitag markierte die Aktie mit 22,23 Euro den tiefsten Stand seit dem Herbst 2011. Sie hat sich binnen zwölf Monaten gedrittelt. Damit wurden rund 1,4 Milliarden Euro Börsenwert vernichtet./bek/men/fba
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AXC0109 2019-02-08/11:30