Eine Auswahl an Kommentaren aus Tageszeitungen zu wichtigen Themen des Tages.
NORD STREAM 2
Die Welt: "Und jetzt drückt Berlin auch noch mit der Brechstange ein Projekt in Brüssel durch, das Europa spaltet: die Gaspipeline Nord Stream 2. Die Gewinner dieser Pipeline wären vor allem Deutschland und Russland, die Verlierer Polen, die Ukraine und all jene Staaten in Europa, die berechtigte Sicherheitsinteressen haben und den russischen Aggressionswillen zügeln und nicht beflügeln wollen. Mit Nordstream 2 würde Deutschland zum Hauptverteiler für russisches Erdgas in Europa. Wirtschaftlich macht das Sinn, aber der politische Flurschaden wäre groß: Moskau stärkt seine Macht und das Misstrauen der Mittel- und Osteuropäer gegenüber Deutschland wächst."
Frankfurter Rundschau: "Die EU wächst zurzeit nicht, der Brexit lässt sie schrumpfen. Die Fliehkräfte im Inneren der EU sind stark, die Anfeindungen von außen bedrohlich. In dieser Zeit darf kein Zweifel daran bestehen, dass Frankreich und Deutschland - allen Differenzen zum Trotz - an einem Strang ziehen. Dass die Stärkung Europas ihre Priorität ist. Jeder gegenteilige Eindruck ermutigt Europas Nationalisten sowie seine Widersacher in Washington, Moskau und Peking nur dazu, ihr Zerstörungswerk mit noch größerem Eifer fortzusetzen."
Stuttgarter Zeitung: "Es wäre falsch zu behaupten, dass Frankreich mit seinem Schwenk bei Nord Stream 2 die deutsch-französische Achse aufkündigt. Es ist diplomatisches Porzellan kaputtgegangen, zum Bruch kam es zwischen Paris und Berlin nicht, beide Seiten waren noch dazu in der Lage, einen Kompromiss zu schmieden. Klar, im Élysée-Palast ist man nicht begeistert, dass Berlin Macron weitgehend im Regen hat stehen lassen bei seinem Versuch, die EU zu reformieren. Vermutlich ging es Paris um die Sache."
KOHLEAUSSTIEG
Allgemeine Zeitung Mainz: "Wird der Ausbau der erneuerbaren Energien, der den Kohleausstieg flankieren soll, tatsächlich auf die Strompreise eine dämpfende Wirkung haben, wie das etwa das Umweltbundesamt prognostiziert? Schön wär's. Welche Preiswirkungen entfalten die teuren Gaskraftwerke, die künftig gebraucht werden? Unklar ist auch, wo die in der nötigen Kapazität überhaupt herkommen sollen. Deutsche Verbraucher und Firmen müssen schon jetzt für Strom am meisten in Europa zahlen. Sie brauchen alles, nur keine weiter steigenden Preise. Auch bei der Versorgungssicherheit gibt es Fragezeichen. Wissenschaftler betonen, dass man sich beim Kohleausstieg keine Sorgen machen müsse, unter anderem weil Deutschland in den europäischen Strommarkt eingebunden sei. Sprich: Im Notfall kann sich Deutschland leicht Strom im Ausland besorgen. Aber wollen wir uns tatsächlich derart abhängig von Stromimporten machen?"
BREXIT
Tagesspiegel: "Heute steht die Welt einmal mehr am Rand einer industriellen Revolution, und viele Spitzenkräfte nehmen Beschäftigungen in anderen Ländern an. Die Länder mit den höchstqualifizierten Arbeitern und der höchsten intellektuellen Leistungsfähigkeit haben einen beträchtlichen Vorteil. Im Falle des Brexit hoffen die nordeuropäischen Länder einmal mehr darauf, aus einer plötzlichen Flucht von Humankapital in ihrer Nachbarschaft zu profitieren. Frankreich seinerseits könnte auf diese Weise ironischerweise den Verlust an Talenten wieder gutmachen, den es vor drei Jahrhunderten erlitt."
- Alle Angaben ohne Gewähr.
- Die Meinungen geben die Ansicht des jeweiligen Kommentators wieder.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
DJG/AFP/sha
(END) Dow Jones Newswires
February 08, 2019 14:21 ET (19:21 GMT)