FRANKFURT (Dow Jones)--Der Kurseinbruch beim Zahlungsabwickler Wirecard hat ein juristisches Nachspiel: Die Staatsanwaltschaft München I ermittelt nun gegen einen Journalisten der Financial Times. Es liege eine konkrete Strafanzeige eines Anlegers vor, sagte eine Sprecherin der Behörde. Aufgrund dieser Strafanzeige habe die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingetragen. Der Behörde liege zudem die Aussage eines "Aktienkaufinteressenten" vor, der bestätigt habe, Informationen über einen bevorstehenden Bericht der Financial Times über Wirecard gehabt zu haben.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hatte zuvor über die Einleitung des Ermittlungsverfahrens berichtet. Laut der Zeitung handelt es sich beim Aktienkaufinteressenten um einen Leerverkäufer, also einen Broker, der Aktien verkauft, die er zum Zeitpunkt der Verkaufsvereinbarung entweder noch nicht besitzt und nur geliehen hat. Der Zeuge soll laut FAZ zugegeben haben, er sei vorab darüber informiert worden, wann die Financial Times über Wirecard berichten würde.
Drei Berichte des Journalisten über angeblichen Betrug und Geldwäsche in einer Wirecard-Niederlassung in Singapur hatten die Aktie des im DAX und TecDAX notierten Konzerns wiederholt einbrechen lassen. Dass die Wirecard-Aktie auch danach weiter stark unter Druck stand, führten Händler ebenfalls auf Leerverkäufer zurück. Zuletzt hatte eine ganze Reihe von Investoren Shortpositionen in der Aktie aufgebaut. Die Finanzaufsicht Bafin hat Leerverkäufe von Wirecard-Aktien am Montagmorgen mit sofortiger Wirkung verboten.
Während die Staatsanwalt München nach eigenen Angaben keinen Grund für Ermittlungen gegen den Zahlungsdienstleister selbst sieht, reichten Investoren aus den USA erste Sammelklagen gegen Wirecard wegen angeblicher Verstöße gegen das Wertpapiergesetz ein. Auch in Deutschland lassen einige institutionelle Investoren Schadensersatzansprüche prüfen.
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February 18, 2019 06:13 ET (11:13 GMT)
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