BERLIN (Dow Jones)--Der britische Außenminister Jeremy Hunt hat laut einem Medienbericht die deutsche Bundesregierung wegen des Waffenembargos gegen Saudi-Arabien scharf angegriffen und mangelnde Bündnistreue vorgeworfen. Nach Spiegel-Informationen schrieb Jeremy Hunt einen Brandbrief an seinen Kollegen Heiko Maas, in dem London mit Konsequenzen droht, sollte Berlin das Embargo für gemeinsame Rüstungsprojekte nicht umgehend aufheben.
Großbritannien wirft Berlin vor, die britische Rüstungsindustrie zu schädigen. Da deutsche Bauteile für Kampfjets oder Raketen nicht mehr nach Saudi-Arabien geliefert werden dürfen, könnten britische Unternehmen ihre Verträge nicht erfüllen, heißt es laut Spiegel in dem Brief.
Hunt fordert Maas auf, die deutsche Politik zu ändern. "Es ist unerlässlich, dass Sie große europäische Verteidigungsprojekte wie den Eurofighter und den Tornado umgehend vom Waffenembargo ausnehmen", schreibt er laut Spiegel. Berlin riskiere sonst "einen Vertrauensverlust in die Glaubwürdigkeit Deutschlands als Partner".
Das Auswärtige Amt war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
In der Koalition gibt es Unstimmigkeiten über die Rüstungspolitik. Die SPD besteht auf eine restriktivere Rüstungsexportpolitik. SPD-Parteivorsitzende Andrea Nahles hatte am Dienstag erneut gefordert, dass die Bundesregierung wie vereinbart die nationalen Rüstungsexportrichtlinien verschärfen solle.
In der Union gibt es allerdings Stimmen, die keine Verlängerung des Rüstungsexportstopps an Saudi-Arabien wollen und die Kritik aus London und auch aus Frankreich nachvollziehen können. Das Waffenembargo läuft am 9. März aus.
Der haushaltspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Eckhardt Rehberg, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, er halte "deutsche Sonderwege weder für zielführend noch glaubwürdig. Mit Blick auf Saudi-Arabien ist Deutschland isoliert".
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February 19, 2019 11:52 ET (16:52 GMT)
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