BERLIN (Dow Jones)--Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist pessimistischer für das deutsche Wirtschaftswachstum und mahnt Berlin, mehr für das Wachstum zu tun. Der Wochenzeitung Die Zeit sagte die Chefin des IWF, Christine Lagarde, der IWF werde seine Wachstumsprognose für Deutschland "wahrscheinlich noch weiter nach unten korrigieren". Im Januar wurde diese bereits von 1,9 auf 1,3 Prozent für das laufende Jahr gesenkt. Lagarde sagte, dass die Notenbanken weniger Spielraum als früher hätten, um auf einen Abschwung zu reagieren. Daher müssten Regierungen nun mehr tun.
Die Bundesregierung solle im Fall eines Konjunkturabschwungs mit höheren Staatsausgaben gegensteuern, so Lagarde. "Der deutsche Staat könnte mit mehr Geld einige sinnvolle Dinge anstellen, zum Beispiel in die Modernisierung der öffentlichen Infrastruktur investieren oder die Kinderbetreuung ausbauen", sagte Lagarde der Zeit in einem vorab veröffentlichten Interview. "Das wären Projekte, die die Wachstumskräfte stärken und die Deutschland angehen sollte."
Um mehr soziale Gerechtigkeit zu erreichen und Vermögen gerechter zu verteilen, müsse die Politik handeln. Hier zeigte sich Lagarde offen für eine höhere Reichensteuer. "Die Ungleichheit der Vermögen und der Einkommen hat in vielen Staaten ein problematisches Ausmaß angenommen", sagt Lagarde. Forschungen des IWF hätten ergeben, dass "ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und ein hinreichendes Maß an gesellschaftlicher Stabilität" mit einer "exzessiven Ungleichheit dauerhaft nicht vereinbar" seien, so Lagarde.
Auch in Deutschland sieht Lagarde Spielraum für eine stärkere Belastung Wohlhabender. "Wir haben uns angeschaut, wie sich die Steuerbelastung in den einzelnen Ländern entwickelt hat. Diese Untersuchung hat ergeben, dass in vielen Staaten - darunter in Deutschland - die Steuersysteme heute weniger stark umverteilend wirken als früher. Wir glauben: Man kann das ändern, ohne das Wirtschaftswachstum zu gefährden", sagt sie.
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February 20, 2019 06:36 ET (11:36 GMT)
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