Die verfahrene Brexit-Situation wird ignoriert, ebenso maue Konjunktur- und Unternehmenszahlen. Trump und Xi Jinping stehen im Mittelpunkt des Interesses - da gibt es Hoffnung.
25. Februar 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Der DAX bleibt auf Erholungskurs. Jüngster Treiber: die Twitter-Ankündigung des US-Präsidenten, die am Freitag auslaufende Frist zur Erhöhung der US-Strafzölle auf chinesische Importe zu verschieben und sich mit Chinas Präsident Xi Jinping zu treffen.
Wachsende Zuversicht hinsichtlich einer Beilegung des Handelsstreits hatte die Aktienmärkte schon vergangene Woche beflügelt: Der DAX stieg auf 11.457,70 Punkte, damit hat er gegenüber dem Zweijahrestief Ende Dezember um über 11 Prozent zugelegt. Der Dow Jones kletterte wieder über die 26.000 Punkte-Marke auf zuletzt 26.106 Zähler. Am Montagmorgen liegt der DAX bei gut 11.500 Punkten leicht im Plus.
Was den Brexit-Vertrag angeht, steht an diesem Mittwoch eine weitere Abstimmung im britischen Parlament an, erwartet wird aber keine endgültige Entscheidung. Diese soll, wie Premierministerin Theresa May äußerte, nun spätestens zum 12. März stattfinden.
"Attraktives Chance-Risiko-Verhältnis"
"Alles andere als ein ?Deal? und somit die Beilegung des Handelskonflikts wäre nach den jüngsten Entwicklungen aber wohl eine Enttäuschung für viele Investoren", bemerkt Thomas Metzger vom Bankhaus Bauer. "Insofern ist die Situation angesichts eines US-amerikanischen Präsidenten, der in der Vergangenheit immer wieder gezeigt hat, wie schnell er seine Meinung ändern kann, nicht ungefährlich." Zudem schwebe mit der möglichen Einführung von Zöllen auf europäische Autos in die USA das nächste Damoklesschwert über den Märkten.
"Unsicherheitsphasen bergen neben Risiken auch die größten Chancen", meint unterdessen Markus Reinwand von der Helaba. Derzeit gingen die Konjunkturdaten weltweit mit wenigen Ausnahmen zwar noch zurück, Aktien hätten das aber bereits eingepreist. "Erste Anzeichen für eine Bodenbildung der konjunkturellen Frühindikatoren lieferte zuletzt der dritte Anstieg der ZEW-Erwartungskomponente in Folge." Zudem habe die Dynamik der Abwärtsrevisionen bei den Unternehmensgewinnen schon etwas nachgelassen. Für die kommenden Quartale rechnet Reinwand mit einer wieder anziehenden Wachstums- und Gewinndynamik, woraus weiteres Kurspotenzial erwachse. "Insbesondere deutsche und europäische Dividendentitel weisen auch nach dem jüngsten Anstieg noch ein attraktives Chance-Risiko-Verhältnis auf."
Chance auf Trendbruch
Charttechnisch sieht es wieder besser aus: "Am Freitag schaffte es der DAX, über den Widerstand bei ca. 11.400 Punkten zu steigen", erklärt Christoph Geyer von der Commerzbank. Allerdings seien die Umsätze auf niedrigem Niveau geblieben. "Die Masse der Marktteilnehmer glaubt noch nicht an den Ausbruch." Zudem sei am Freitag ein Shooting-Star (eine Intraday-Stimmungswende) stehengeblieben. "Wenn dieser heute bestätigt wird, bedeutet dies gleichzeitig einen Trendbruch." Bei einem Anstieg zum Wochenstart eröffne sich die Chance auf einen Test der oberen Trendkanalbegrenzung bei rund 11.600 Punkten.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten
Donnerstag, 28. Februar 14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise Februar. Der seit Dezember wieder gestiegene Ölpreis hat sich laut Helaba bislang kaum in den Benzin- und Heizölpreisen niedergeschlagen, sie prognostiziert einen Preisanstieg von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
14.30 Uhr. USA: BIP viertes Quartal 2018. Für die wegen des "Shut-down" verspäteten Zahlen erwartet die DekaBank nur noch ein Plus von 2,2 Prozent (Jahresrate) nach 3,4 Prozent im dritten Quartal.
Freitag, 1. März
11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise Februar. Die Konsensschätzungen liegen bei 1,5 Prozent.
16.00 Uhr. USA: ISM Index Verarbeitendes Gewerbe Februar. Die DekaBank rechnet aufgrund schwächerer Umfragewerte mit einem Rückgang von 56,6 auf 54,5 Punkte.
von: Anna-Maria Borse 25. Februar 2019,
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