Irans Präsident Hassan Ruhani will nach den Worten seines Stabschefs an Außenminister Mohammed Dschawad Sarif trotz dessen überraschenden Rücktritts festhalten. "Für den Präsidenten gibt es nur eine Außenpolitik und nur einen Außenminister", schrieb Stabschef Mahmud Waesi am Dienstag auf Twitter. Ruhani sei mit der Arbeit von Sarif zufrieden. Der Präsident hatte den Außenminister am Dienstag während einer Rede in der Zentralbank in höchsten Tönen gelobt.
Der 59 Jahre alte Chefdiplomat hatte am Montag ein Rücktrittsgesuch eingereicht. Unmittelbar danach gab das iranische Präsidialamt bekannt, dass Ruhani den Rücktritt nicht akzeptieren werde. Auch im iranischen Parlament plädierte eine Mehrheit der Abgeordneten dafür, dass der Präsident den Rücktritt ablehnt und Sarif im Amt bleibt.
Sarif hatte auf iranischer Seite maßgebend das Atomabkommen mit den UN-Vetomächten und Deutschland ausgehandelt. Die Vereinbarung von 2015 sollte den Iran daran hindern, Atomwaffen zu entwickeln. Im Gegenzug sollten Sanktionen aufgehoben werden. Die USA haben sich inzwischen aus dem Abkommen wieder zurückgezogen und neue Sanktionen verhängt. Sarif war daraufhin im Iran in die Kritik geraten.
Über die Gründe des Rücktritts wird in den sozialen Medien weiterhin heftig spekuliert. Nach einer Theorie soll Sarif amtsmüde sein und die ständige Kritik der Hardliner an dem Wiener Atomabkommen von 2015 und seiner Annäherungspolitik an den Westen satt haben. Andere schreiben, dass er zu einem Treffen mit Syriens Präsidenten Baschar al-Assad am Montag nicht eingeladen worden und daher aus Verärgerung zurückgetreten sei.
Nach Einschätzung von Kommentatoren in Teheran hat Ruhani für den erfahrenen Diplomaten keinen Ersatz. Einige Journalisten in Teheran vergleichen die Ruhani-Regierung ohne Sarif mit dem Fußballclub FC Barcelona ohne ihren Superstar Lionel Messi.
Die EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini wollte sich zu den jüngsten Entwicklungen am Dienstag zunächst nicht näher äußern. Eine Sprecherin betonte lediglich noch einmal, dass sich an der Unterstützung der EU für das Atomabkommen mit dem Iran nichts ändern werde. Zum Rücktrittsgesuch von Sarif hieß es: "Kein Kommentar."/str/fmb/DP/stw
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