Von Ulrike Dauer
HAMBURG (Dow Jones)--Drastische Änderungen in der globalen Konsumgüterbranche erfordern von Beiersdorf eine Vielzahl and Maßnahmen. Dadurch wolle das Unternehmen langfristig profitables Wachstum sichern, sagte der neue Konzernchef, Stefan De Loecker. Eine stärkere Präsenz in Wachstumsmärkten sowie Zukäufe, allerdings mit Augenmaß, sollen in Zukunft beim Hersteller von Nivea und Tesa eine stärkere Rolle spielen, um sowohl regional weiße Flecken als auch Lücken im Portfolio zu schließen. Dabei will der Hamburger DAX-Konzern mittelfristig auch durch Einsparungen, Effizienzgewinne, beschleunigte Digitalisierung und eine niedrigere Steuerquote auch die Margen weiter verbessern. Dies werde sich tendenziell aber gegen Ende des Fünfjahreszeitraumes bis 2023 zeigen, sagte Finanzchefin Dessi Temperley. Die Klebstoffsparte Tesa bleibe ein essentieller Teil des Konzerns.
"Die Konsumgüterindustrie ist im Umbruch", sagte De Loecker den Analysten in seiner ersten Investorenkonferenz seit Amtsantritt am 1. Januar. "Unmittelbarer Handlungsbedarf" ergebe sich für Beiersdorf zum einen durch die digitale Technologie, die es Konsumenten ermögliche, ihre Wünsche unmittelbar zu äußern. Diese hätten dadurch gegenüber den Herstellern an Gewicht gewonnen. Deshalb seien "Fortschritte bei der Digitalisierung" für Beiersdorf entscheidend im Kontakt mit Konsumenten.
Künftiges Wachstum getrieben durch Asien
Zum anderen ergebe sich Handlungsbedarf durch die Trends zur "Personalisierung" und das dynamische Wachstum kleiner Marken im Bereich Hautpflege. Darüber hinaus sei das Wachstum im europäischen "Massegeschäft", zu dem die Traditionsmarke Nivea gehört, "unter Druck" und Beiersdorf in Wachstumsmärkten "unterrepräsentiert". Zukünftige Wachstumsmöglichkeiten im Bereich Consumer sehe Beiersdorf Wachstum primär in Asien, gefolgt von Lateinamerika, Afrika und dem Nahen Osten, und dieses Wachstumsmpotential wolle man heben, so De Loecker. Derzeit mache Europa noch knapp die Hälfte am Nettoumsatz im aus, in Zukunft werde auf Asien mehr als die Hälfte entfallen. Langfristig wolle man im wichtigen chinesischen Markt engagiert bleiben, aber man sei mit sinkenden Umsätzen bei der chinesischen Haarpflegemarke Slek nicht zufrieden und werde dieses einem "strategischen Review" unterziehen, so der CEO. Man werde in diesem Jahr auch in ein Innovationszentrum für Hautpflege in China investieren. "China ist bisher für uns keine Erfolgsstory", so De Loecker.
Innovationen, mehr Online-Umsatz sollen Margen unterstützen
Insgesamt müsse Beiersdorf "schneller, einfacher und effizienter" werden. Innovationen - zum Beispiel im Bereich Hyperpigmentierung - sowie ein höherer Online-Anteil am Gesamtumsatz sollen die Margen verbessern und so das profitable Wachstum unterstützen. Der Online-Umsatz soll sich in den nächsten fünf Jahren auf 10 Prozent des Umsatzes von derzeit 5 Prozent verdoppeln. Bis 2025 sollen alle Verpackungen entweder recycelbar, kompostierbar oder wiederverwertbar sein.
Akquisitionen sollen stärkere Rolle spielen
Kleinere - oder in entwickelten Märkten durchaus mittelgroße - Zukäufe sollten das organische Wachstum unterstützen. Hier sieht Beiersdorf Potential in neuen oder Nischensegmenten - wie zum Beispiel Naturkosmetik -, in Märkten, wo der Konzern unterrepräsentiert - ist sowie bei Unternehmen, die Beiersdorf der digitalen Entwicklung unterstützen können.
CFO Temperley wollte auch Kooperationen oder Minderheitsbeteiligungen nicht ausschließen. Beiersdorf habe unter anderem auch deshalb einen Venture-Capital-Fund mit 50 Millionen Euro aufgesetzt, der in Hautpflegetechnologien, neue Geschäftsmodelle und digitale Plattformen investiere.
Durch verbesserte Bruttomargen und Effizienzgewinne will Beiersdorf im Segment Consumer bis 2023 nachhaltig die EBIT-Marge um 150 bis 250 Basispunkte verbessern. Die Steuerquote soll sich um 200 Basispunkte verbessern.
Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_
DJG/uxd/kla
(END) Dow Jones Newswires
February 27, 2019 06:41 ET (11:41 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.