Der Darmstädter Merck-Konzern
Diese Offerte will Merck nun übertrumpfen: Das Angebot von 48 Dollar je Aktie entspreche einer Prämie von fast 52 Prozent auf den Aktienkurs von Versum vor der Ankündigung der Entegris-Transaktion und sei damit "deutlich überlegen". Gemessen am aktuellen Aktienkurs von Versum bedeute die Offerte einen Aufschlag von 15,9 Prozent. "Unser attraktiver Vorschlag für einen Barkauf an die Aktionäre von Versum zeigt, dass wir fest entschlossen sind, diese Transaktion erfolgreich abzuschließen", sagte Merck-Chef Stefan Oschmann.
Die Aktien von Merck und Entegris reagierten am Nachmittag mit Kursverlusten auf die Nachrichten. Zuletzt lagen die Merck-Papiere mit 3,16 Prozent im Minus, die von Entegris verloren kurz nach Handelsstart in New York 2,60 Prozent an Wert. Der Kurs von Versum sprang hingegen um fast 18 Prozent auf 48,72 Dollar nach oben. Merck bietet den Versum-Aktionären 48 Dollar je Anteilschein.
Mit der Übernahme will Merck seine Position als ein führender Anbieter für Elektronikmaterialien stärken. Man sei darauf vorbereitet, "zügig mit der Unternehmensprüfung zu beginnen, Verhandlungen aufzunehmen und schnell zu einer Einigung über einen Zusammenschluss zu gelangen", hieß es. Der Konzern zeigte sich zuversichtlich, den Deal im zweiten Halbjahr 2019 abzuschließen. Es wäre der größte Zukauf seit der Übernahme des US-Laborausrüsters Sigma-Aldrich 2015 für die Rekordsumme von 17 Milliarden Dollar.
Mit einem Zusammenschluss mit Versum würde ein vielseitiges, sich ergänzendes Portfolio an Elektronikmaterialien, Ausrüstung und Dienstleistungen für die Halbleiter- und Displayindustrie entstehen, warb Merck. Zudem würde eine gemeinsame Forschung und Entwicklung kürzere Innovationszyklen ermöglichen und das Produktangebot stärken.
Merck beabsichtige, das gemeinsame Geschäft am Standort von Versum in Tempe (Arizona) aufzubauen. Der beabsichtigte Bar-Deal sei "voll durchfinanziert". Nötig seien lediglich die Zustimmung der Versum-Aktionäre und die üblichen Genehmigungen der Kartellbehörden, umwarb Merck das Management des US-Unternehmens.
Merck musste 2018 eine Durststrecke in der Materialsparte überwinden, weil das Geschäft mit Flüssigkristallen etwa für Smartphone- und TV-Displays nicht mehr rund lief. Da chinesische Konkurrenten in den Markt drängen, stehen die Preise unter Druck. Um die Sparte wieder flott zu machen, stellt sich der Bereich neu auf und richtet sie stärker auf Halbleiter für die Elektronikindustrie aus. Doch das kostet Zeit. Merck peilt erst nach 2019 wieder ein jährliches Umsatzwachstum von im Schnitt 2 bis 3 Prozent in dem Bereich an.
Die Schwäche der Spezialchemiesparte gilt als größte Baustelle von Merck und als einer der Gründe, warum der bereinigte Betriebsgewinn 2018 zurückgehen soll. Die Bilanz legt Merck am 7. März vor./als/tav/stw
ISIN DE0006599905 US92532W1036
AXC0233 2019-02-27/16:01