20. Februar 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Professionelle Investoren
ziehen sich trotz der positiven Preissignale zu einem großen Teil an die
Seitenlinie zurück. Privatanleger setzen dagegen wieder vermehrt bewusst auf
fallende Aktienkurse.
Wieder ist eine Woche verstrichen und wieder könnte man den Eindruck
gewinnen, dass viele Akteure mit dem neuerlichen Anstieg des DAX nicht so
recht viel anzufangen wissen. Natürlich gibt es ein immer gleiches Argument
für den Anstieg der Aktienkurse, der vor allen Dingen in den USA initiiert
wird: die Hoffnung auf eine Einigung im US-chinesischen Handelsstreit. Aber
es ist verständlich, dass vor allen Dingen europäische Anleger eine
Beilegung dieses Konflikts nicht mit der gleichen Freude wie die Börsianer
jenseits des Atlantiks begleiten würden. Denn der nächste Handelsstreit -
auch wenn von offizieller Seite immer wieder auf Versprechen der USA, von
Strafzöllen gegenüber der EU abzusehen, verwiesen wird - hat sich zumindest
als beunruhigendes Element in den Köpfen vieler Akteure festgesetzt.
Spätestens als das US-Handelsministerium zum vergangenen Wochenende seinen
Bericht über die Bedrohung der nationalen Sicherheit durch Auto-Importe aus
der EU an Donald Trump übergeben hatte, war ein längst verdrängt geglaubtes
Gespenst bei vielen Börsianern und Kommentatoren wieder präsent.
Und so ist es auch verständlich, dass die von uns wöchentlich befragten
institutionellen Investoren mit mittelfristigem Handelshorizont, denen wir
in der vergangenen Woche indirekt ein zu geringes Kaufinteresse
bescheinigten, nach wie vor zögerlich agieren. Denn der Optimismus ist,
gemessen am Börse Frankfurt Sentiment-Index, gegenüber der Vorwoche gerade
einmal um 10 Punkte auf einen Stand von +13 Punkte gestiegen. Und betrachtet
man einmal die Stimmungsverschiebungen in den einzelnen Lagern, wird
deutlich, dass die Wanderung zu den Optimisten zumindest zu großen Teilen
mit einem Widerwillen verbunden war. Denn von den Pessimisten, die den
Rücksetzer in der vergangenen Woche möglicherweise eher aus Not, denn aus
Überzeugung zu Rückkäufen genutzt haben, sind nur zwei Drittel zu den Bullen
gewechselt. Der Rest hat sich zu den neutral eingestellten Akteuren gesellt,
deren Gruppe mit 29 Prozent aller Befragten nicht nur so hoch wie seit dem
25. Juli des vergangenen Jahres nicht mehr, sondern zuletzt genauso groß wie
die Gruppe der Pessimisten gewesen ist - beide Gruppen zusammen stellen
somit immer noch eine ordentliche Mehrheit.
Wieder mit einer Stimme
Eine Stimmungsentwicklung in die andere Richtung stellen wir indes bei den
Privatanlegern fest. In dieser Gruppe, die sich in den Wochen zuvor bereits
durch einen auffallenden Optimismus präsentierte, ist es allerdings nur in
ganz geringem Umfang zu Gewinnmitnahmen gekommen. Vielmehr scheint eine
kleine Gruppe vormals neutral eingestellter Akteure nun als Baissiers aktiv
geworden zu sein, so dass der Börse Frankfurt Sentiment-Index der
Privatanleger um 5 Punkte auf einen Stand von +12 Punkte zurückgefallen ist.
Damit liegen institutionelle und Privatanleger stimmungstechnisch fast
wieder gleichauf. Allerdings spricht vieles dafür, dass die privaten
Investoren in den vergangenen Wochen erfolgreicher als ihre institutionellen
Pendants gewesen sind. Deren Optimismus ist immer noch vergleichsweise
verhalten. Dies wird insbesondere daran erkennbar, dass sich der Börse
Frankfurt Sentiment-Index mit dem Wert von +13 Punkte ziemlich genau auf dem
Niveau der Durchschnittswerte der vergangenen 3 bzw. 6 Monate befindet. Und
das, obwohl der DAX gegenüber der Vorwoche im Punktvergleich noch einmal um
1,5 Prozent angestiegen ist. Diese derzeit relativ neutrale Positionierung
spiegelt aber auch eine gewisse Unsicherheit der Börsianer wider, ob dem DAX
die Trendwende tatsächlich gelungen ist oder ob der mehr als 8-prozentige
Anstieg der Kurse seit Jahresbeginn lediglich eine Korrektur in einem
übergeordneten Abwärtstrend darstellt. Die heutige Erhebung vermittelt
zumindest den Eindruck, dass vor allem die Mehrheit der institutionellen
Akteure längst nicht so bullish positioniert ist, wie sie es vermutlich sein
möchte. Das allerdings sind keine schlechten Nachrichten für den DAX.
20. Februar 2019, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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