BERLIN (Dow Jones)--Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) macht im Kampf gegen die "Plastikflut" Druck auf Handel und Industrie. Bis zum Herbst will sie Vereinbarungen zum Verzicht auf Plastikverpackungen erreichen.
"Ich habe kein Verständnis dafür, wenn Gurken in Folien eingeschweißt, Obst und Gemüse in Kunststoffschalen abgepackt, immer mehr Wurst und Käse in Verpackungen vorportioniert und Mehrwegflaschen in den Regalen nicht zu finden sind", sagte Schulze nach dem Treffen mit Vertretern großer Handelsunternehmen, Hersteller, Umwelt- und Verbraucherverbände und eines Unverpackt-Ladens. Es gebe Alternativen, fügte sie hinzu.
"Ich erwarte von Handel und Herstellern, dass sie sich dazu verpflichten, diese Alternativen flächendeckend einzusetzen. Im Herbst dieses Jahres werden wir eine Reihe von Vereinbarungen abschließen, um die Plastikflut im Supermarkt einzudämmen."
Bei dem Treffen hatte Schulze eine Trendwende im Umgang mit Plastik erreichen wollen. Am Mittwoch sagten Handel und Hersteller zu, Kunststoffe im Obst- und Gemüsebereich zur reduzieren. Schulze sagte jedoch, dass diese Versprechen nicht ausreichten.
Vor dem Treffen hatte die Ministerin einen 5-Punkte-Plan mit Maßnahmen für weniger Plastik und mehr Recycling vorgelegt. Diese sehen unter anderem eine Mischung aus gesetzlichen und freiwilligen Maßnahmen vor.
Punkt eins des BMU-Plans zielt auf die Vermeidung von überflüssigen Produkten und Verpackungen. So will Deutschland das bereits in Brüssel beschlossene Einweg-Plastikartikeln wie Plastikgeschirr noch in diesem Jahr in Deutschland umsetzen. Außerdem will das Ministerium den Handel zu freiwilligen Selbstverpflichtungen bewegen, um Plastik zu vermeiden.
Umweltfreundliche Gestaltung von Verpackungen und Produkten sollen belohnt werden, indem Produzenten von recycelten oder gut zu recycelnden Verpackungen weniger Gebühren an die Mülltrennungssysteme zahlen müssen.
Außerdem soll das Recycling gestärkt werden. Ab dem 1. Januar 2019 werden die Recyclingquoten für Kunststoffverpackungen von derzeit 36 Prozent zunächst auf 58,5 Prozent erhöht. Ab dem 1. Januar 2022 steigen sie wie im Verpackungsgesetz beschlossen auf 63 Prozent, so das Umweltministerium.
In der Biotonne soll Plastik im Kompost durch Aufklärung vermieden werden. Und schließlich wird Deutschland seine Anstrengungen zur Vermeidung von Meeresmüll verstärken und 50 Millionen Euro für den Export von Technologien gegen die Vermüllung der Meere zur Verfügung stell.
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February 27, 2019 10:20 ET (15:20 GMT)
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