Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) hat einer am Wochenende bekannt gewordenen Studie zur Produktivität in Ostdeutschland einen geringen Neuigkeitswert bescheinigt. "Der Befund ist nicht neu und die vorschlagenen Rezepte sind überwiegend längst bekannt und wenig hilfreich", erklärte Tiefensee am Sonntag. Die Studie des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), die am Monag veröffentlicht werden soll, ziehe außerdem "wieder einmal" willkürliche Trennlinien.
IWH-Präsident Reint Gropp hatte dem MDR gesagt, ein ostdeutsches Unternehmen sei 20 Prozent weniger produktiv als eine vergleichbare West-Firma, es produziere also bei gleicher Mitarbeiterzahl 20 Prozent weniger Produkte. Das habe auch, aber nicht nur mit fehlenden Konzernzentralen in Ostdeutschland zu tun. "Wenn man Nord- und Süddeutschland miteinander vergleichen würde, erhielte man sicher einen ganz ähnlichen Befund", entgegnete Tiefensee. "Trotzdem käme niemand auf die Idee, den Norden als wirtschaftlich abgehängt einzustufen."
Gründe für die nach wie vor geringere Produktivität in Ostdeutschland sieht Tiefensee vor allem in der Wirtschaftsstruktur mit eher kleineren Unternehmen, im Fehlen von Konzernzentralen und Forschungszentren und in der Bevölkerungsentwicklung. Tiefensee wandte sich gegen eine Konzentration der Wirtschaftsförderung auf Städte und Zentren. "Das sind Vorschläge vom wirtschaftstheoretischen Reißbrett, die in der Praxis kaum helfen", kritisierte er. Es sei keine Option, ganze Landstriche links liegen zu lassen./zei/DP/he
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