Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Straffung der Geldpolitik ist nach Einschätzung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) weltweit zum Stillstand gekommen. BIZ-Chefvolkswirt Claudio Borio erklärt das unter anderem damit, dass die Aktivität von Zentralbanken und Finanzmärkten so eng miteinander verwoben ist, dass es schwierig sei, ihre Schritte voneinander zu unterscheiden.
"Die sehr graduelle und vorhersehbare Straffung der Geldpolitik ist zum Stillstand gekommen und weniger vorhersehbar, denn die Inflation in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften ist kaum angestiegen, der Wirtschaftsausblick ist unsicherer geworden und an den Finanzmärkten herrscht besonders große Nervosität", schreibt Borio in einer Veröffentlichung zum aktuellen BIZ-Quartalsbericht.
Die US-Notenbank hatte im Dezember erklärt, bei Zinserhöhungen nunmehr "geduldig" vorgehen zu wollen. Im Januar hatte Fed-Chairman Jerome Powell angedeutet, dass die Fed nun auch bei der Verkleinerung ihrer Bilanz vorsichtig vorgehen würde. Ab Januar tendierten die Finanzmärkte wieder tendenziell positiv, wozu auch "dovishe" Statements von Europäischer Zentralbank (EZB) und Bank of Japan (BoJ) beitrugen.
"Jedes Wort und jede Handlung der Zentralbanken wird von den Finanzmärkten unter die Lupe genommen, sie dienen ihnen als Hauptorientierungspunkt und immer wiederkehrender Zuspruch", schreibt Borio. Die Zentralbanken wiederum beobachteten die Finanzmärkte genau, um Hinweise auf die Wirtschaftsentwicklung zu erhalten, denn die Märkte spiegelten nicht nur die Wirtschaftsaktivität wider, sondern beeinflussen sie auch - was diese Aufgabe der Zentralbanken komplex und schwierig mache.
"Diese Interaktion, zusammen mit den harten Daten, erklärt zum Teil, warum die Federal Reserve unlängst angekündigt hat, bei der Normalisierung der Geldpolitik geduldig vorgehen zu wollen", erläutert Borio. Da sich Zentralbanken und Finanzmärkte synchron wie ein Paar auf der Tanzfläche bewegten, sei es zuweilen schwierig, ihre Schritte auseinander zu halten.
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March 05, 2019 12:00 ET (17:00 GMT)
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