Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aufsichtsbehörden tendieren nach Einschätzung von Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Wuermeling dazu, nach einem Brexit das Clearing von auf Euro lautenden Derivaten in London nur kurzfristig zu dulden. Wuermeling sagte bei der Podiumsdiskussion in Frankfurt: "Mein Eindruck ist: Je mehr sich die Aufsicht mit dieser Frage beschäftigt, desto tiefer werden die Sorgenfalten der Aufseher."
Wuermeling räumte ein, dass die USA ein Clearing von Dollar-Derivaten in Großbritannien erlaube, doch sei er nicht sicher, welche Position die EU in einer solchen Konstellation haben werde. "Ich weiß nicht, wie sich so ein Clearing-Haus verhält, wenn es drei Aufseher hat und wessen Interesse vorgeht, wenn es darauf ankommt", sagte er und fügte hinzu: Er hätte ein gewisses Unbehagen, wenn es keinen aufsichtlichen Zugriff auf diese für die Finanzstabilität wichtige Infrastruktur gäbe.
Die EU und Großbritannien haben sich zwar darauf geeinigt, dass Euro-Derivate für eine gewisse Übergangsfrist weiterhin in London abgewickelt werden können. Wuermeling warnte aber vor der Vorstellung, dass diese Übergangsregelungen zu einem Dauerzustand werden könnte. "Das sind keine Übergangsvorschriften, die darauf hinleiten, dass der frühere Zustand eintritt, das sind Wind Down Periods", sagte er.
"Wir bekommen im Finanzbereich so oder so einen harten Brexit - entweder am 28. März oder in zwei Jahren, denn das was jetzt angelegt ist, wird auf keinen Fall zu einem Binnenmarkt führen, es wird keinen Passport geben", sagte Wuermeling weiter. "Wir müssen uns ohnehin neu aufstellen. Wann dieser Wegfall des Passes eintritt, ist aus heutiger Sicht gar nicht mehr der entscheidende Gesichtspunkt."
Das Bundesbank-Vorstandsmitglied verteidigte die Entscheidung der Aufseher, die Übergangslösungen für bestehendes Geschäft auf Neugeschäft auszudehnen. Wenn es im Falle eines Falles zu Störungen komme, werde es wohl Lösungen geben, "aber ich will klar sagen, dass wir dazu keine große Bereitschaft zeigen", sagte Wuermeling.
Nach seiner Aussage macht sich die Bundesbank Sorgen, dass den Kunden der deutscher Banken oft nicht bewusst ist, dass ein Geschäft in Deutschland über eine Bank in London abgewickelt wird. "Ich appelliere an die Kunden von deutschen Banken, zu überprüfen, ob sie hier noch Lücken haben", sagte er.
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March 06, 2019 12:52 ET (17:52 GMT)
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