Der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck
KGaA
2018 hatte Merck enorm mit den Währungskrisen in lateinamerikanischen Ländern zu kämpfen, gegen die der Konzern nicht abgesichert ist. So machte den Darmstädtern etwa der rasante Verfall des argentinischen Peso zu schaffen. Zudem macht neuerdings vor allem chinesische Konkurrenz dem jahrelang unangefochtenen Marktführer im Geschäft mit Flüssigkristallen, die etwa für Smartphones und Displays verwendet werden, Boden streitig.
Am Ende rettete den Konzern im vergangenen Jahr der
milliardenschwere Verkauf des Geschäfts mit rezeptfreien Arzneien an
Procter & Gamble
Beim um Sondereffekte wie etwa Restrukturierungsaufwendungen bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) musste Merck indes einen kräftigen Rückgang um knapp 11 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro hinnehmen. Insbesondere hier schlugen die negativen Währungseffekte mit Wucht durch, aber auch ohne diese Effekte gab es ein kleines operatives Minus. Analysten hatten zwar mit diesem operativen Rückgang gerechnet, aber dennoch ein etwas höheres Konzernergebnis erwartet. Die Aktie gab am Morgen kurz nach Börseneröffnung um gut ein Prozent nach.
Die Erlöse kletterten dank eines starken Schlussquartals auf Jahressicht leicht von 14,5 Milliarden Euro im Vorjahr auf 14,84 Milliarden Euro. Zugpferd war dabei einmal mehr die Laborsparte. Auch das Pharmageschäft kam dank neuer Hoffnungsträger voran, Währungseffekte fraßen den Zuwachs aber nahezu komplett wieder auf. Die Umsätze mit den beiden wichtigsten neuen Mitteln, dem Krebsmedikament Bavencio und Mavenclad bei Multipler Sklerose (MS), erhöhten sich deutlich, bleiben aber weiterhin im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. Dagegen verliert der in die Jahre gekommene, wichtigste Kassenschlager des Konzerns, das MS-Mittel Rebif, an Umsatz.
In seinem dritten Geschäftsbereich mit Spezialmaterialien verzeichnete Merck vor allem eine steigende Nachfrage nach seinen Technologien mit organischen Leuchtdioden (Oled). Die sich abkühlende Autokonjunktur bremste hingegen das Geschäft mit Pigmenten etwa für Autolacke. Bei den Flüssigkristallen lief es im zwar zweiten Halbjahr wieder besser - der Merck-Vorstand hat aber bereits klargestellt, dass es sich um einen nur vorübergehenden positiven Schub handeln dürfte. Denn der Konzern liefert derzeit internationalen Herstellern Flüssigkristalle für Fernsehdisplays, die ihre Produktion in China ausbauen. Für 2019 rechnet das Unternehmen mit einem weiteren Preisrückgang in dem Geschäft.
Merck hat wegen der Probleme im Flüssigkristallgeschäft seine übergeordnete Sparte für Spezialmaterialien (Performance Materials) neu geordnet und will diese nun stärker auf Halbleiter ausrichten. Dazu hatten die Hessen erst kürzlich völlig überraschend ein Übernahmeangebot von umgerechnet 5,2 Milliarden Euro für den US-Halbleiterzulieferer Versum Materials abgegeben. Versum will jedoch mit dem US-Spezialchemiekonzern Entegris fusionieren und hat das Angebot aus Darmstadt abgewiesen. Als Antwort warb Merck zuletzt bei den Versum-Aktionären für den Deal.
Bei den Performance Materials rechnet Merck für dieses Jahr noch mit Rückgängen bei Umsatz und Ergebnis, Wachstum wird dort nach bisherigen Aussagen erst ab 2020 erwartet. Die erhofften Zuwächse in diesem Jahr sollen von den Sparten Labor und Pharma getragen werden. Seinen Umsatz will der Konzern aus eigener Kraft moderat im Vergleich zum Vorjahr steigern. Für das bereinigte Ebitda wird ein organisches Plus im niedrigen prozentualen Zehnerbereich erwartet. Negative Währungseffekte werden zwar weiterhin erwartet, dürften voraussichtlich aber nicht mehr ganz so stark wie 2018 belasten./tav/nas/stk
ISIN DE0006599905
AXC0116 2019-03-07/09:39