Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Analysten und Anleger mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket überrascht. EZB-Präsident Mario Draghi begründete die Schritte am Donnerstag mit einer "tiefgreifenden Unsicherheit" und schwachen Konjunkturdaten. Rezessionsgefahren sieht die Notenbank aber ebenso wenig wie die Gefahr, dass die Inflation außer Kontrolle geraten könnte. Die Beschlüsse der EZB in Kurzform:
(1) Die EZB-Leitzinsen bleiben unverändert in der Nähe der Nulllinie, wo sie bis mindestens Ende 2019 verharren sollen. Bisher hatte die Notenbank ihr Zinsversprechen nur bis "über den Sommer hinaus" gegeben. Die Zinsen bleiben also länger niedrig als bisher gedacht.
(2) Den Euroraum-Banken werden neue Langfristkredite angeboten (TLTRO III). Die nächste Kreditrunde beginnt im September und läuft bis März 2021. Die Laufzeit der Kredite beträgt jeweils zwei Jahre, weshalb die letzten Kredite im Jahr 2023 fällig werden. Der Zinssatz ist an den Hauptleitzins der EZB gebunden, er beträgt derzeit null Prozent. Ziel der TLTROs ist, die Kreditvergabe der Banken anzuschieben und die Geldpolitik der EZB in das Finanzsystem zu übertragen.
(3) Neue Käufe von Staatsanleihen gibt vorerst zwar nicht, darüber sei im geldpolitischen Rat auch nicht diskutiert worden, sagte Draghi vor der Presse. Allerdings setzt die Notenbank ihre Reinvestitionspolitik fort. Sie ersetzt also weiterhin fällige Wertpapiere durch neue Titel. Das hält die Liquidität im Finanzsystem außerordentlich hoch.
(4) Die Refinanzierung der Banken durch die EZB erfolgt weiterhin zum Festzins und mit voller Zuteilung. Die Banken erhalten also stets so viel Zentralbankgeld, wie sie wünschen. Diese Art der Abwicklung, die in der Finanzkrise eingeführt wurde, soll bist mindestens 2021 gelten./bgf/jsl/fba
AXC0253 2019-03-07/16:20