Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Nach einer deutlichen Abkühlung in diesem Jahr dürfte die deutsche Wirtschaft im nächsten Jahr wieder zu einem kräftigeren Wachstum zurückkehren. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) senkte seine Prognose für die Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) in diesem Jahr wegen hoher politischer Unsicherheit und einem schwächeren außenwirtschaftlichen Umfeld von 1,8 auf 1,0 Prozent. Für 2020 erwartet das Kieler Institut vor allem wegen der deutlich höheren Zahl an Arbeitstagen eine Wachstumsbeschleunigung auf 1,8 Prozent.
"Die deutsche Konjunktur zeigt deutliche Bremssignale, die sich auch in den öffentlichen Haushalten bemerkbar machen werden. Aber derzeit spricht nichts für einen abrupten Einbruch der Konjunktur oder gar eine Rezession. Deshalb bleibt auch die Beschäftigungssituation stabil", sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr.
Das reine Zahlenwerk stellt laut IfW die konjunkturelle Dynamik in diesem Jahr schlechter und im kommenden Jahr besser dar, als sie eigentlich ist. "Die deutsche Wirtschaft kühlt ab, aber sie friert noch nicht. Die Überauslastung der Kapazitäten bildet sich zurück, aber die Normalauslastung wird nach derzeitigem Stand auch im nächsten Jahr nicht unterschritten", sagte Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums am IfW Kiel.
Mit dem Auslaufen der temporären Belastungsfaktoren zum Jahreswechsel dürfte sich laut des Kieler Instituts die Konjunktur wieder fangen. Zudem werden die privaten Konsumausgaben angesichts der kräftig steigenden verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte wieder rascher ausgeweitet werden, so das IfW.
Unternehmen planten die Beschäftigung weiter zu erhöhen, und die Effektivverdienste dürften angesichts der Knappheiten am Arbeitsmarkt mit überdurchschnittlichen Raten zulegen, hieß es in dem Konjunkturbericht. Hinzu kämen spürbare Abgabensenkungen und Leistungsausweitungen der öffentlichen Hand.
Das schwächere Wachstum wird laut IfW in diesem Jahr zu geringeren Überschüssen in den öffentlichen Haushalten führen und im Jahr 2020 in einem strukturell ausgeglichenen Budgetsaldo resultieren.
Zu Jahresbeginn dürften die Exporte etwas stärker zulegen. Allerdings expandieren die Ausfuhren im weiteren Prognosezeitraum in verhaltenem Tempo, so das IfW.
Das Institut schätzt, dass das Tempo des Beschäftigungsaufbaus im Zuge der konjunkturellen Abschwächung im abgelaufenen Halbjahr niedriger war als in den Jahren zuvor. Für den Prognosezeitraum erwartet das Institut, dass der Beschäftigungsaufbau allmählich an Fahrt verlieren wird.
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March 13, 2019 05:07 ET (09:07 GMT)
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