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INGOLSTADT (dpa-AFX) - Mit einem harten Sparprogramm, Stellenabbau
und Elektroautos will Audi
Der Umbau "wird nicht bequem. Aber wir stellen die Gewinnzone klar vor die Komfortzone", sagte Finanzvorstand Alexander Seitz. Schot hatte bereits gesagt, 90 000 Audi-Mitarbeiter seien zu viel. Zahlen zum Personalabbau wollte er am Donnerstag noch nicht nennen. In den nächsten Wochen werde mit dem Betriebsrat verhandelt. Es gebe "hier und da ein wenig Fett".
Für die 61 000 Audi-Beschäftigten im Stammwerk Ingolstadt und im württembergischen Neckarsulm gilt noch bis 2025 ein Kündigungsschutz. Seitz sagte: "Wenn Kollegen in den Ruhestand gehen, stellen wir den Ersatzbedarf auf den Prüfstand."
Im vergangenen Jahr hatte Audi wegen Problemen bei der Umstellung
auf den neuen Abgasmessstandard WLTP nur noch 1,8 Millionen Autos
verkauft und ist damit weit hinter Mercedes und BMW
Um profitabler zu werden, will er Stellen streichen, das mittlere
Management ausdünnen, Schichten, Zulagen, Modell- und Motorvarianten
unter die Lupe nehmen, die Aufgaben zwischen den Werken neu
verteilen und gemeinsame Plattformen mit VW
Die Werke Ingolstadt und Neckarsulm spüren die WLTP-Lücke und den andauernden Trend zu Stadtgeländewagen (SUV) auf Kosten von Limousinen. Nur der kleine Q2 wird in Ingolstadt gebaut, alle anderen SUV-Modelle kommen aus Mexiko, Bratislava und Brüssel. Die SUV-Modelle machen rund 40 Prozent der Audi-Verkäufe aus. Seitz sagte, Audi löse historisch gewachsene Doppelstrukturen auf, entwickle effizienter und entschlacke sein Portfolio. Audi habe schon jede dritte Motor-Getriebe-Variante gestrichen.
Die VW-Eigentümerfamilie Porsche hatte vergangene Woche gefordert, Audi müsse wieder profitabler werden. Dass es schlecht läuft, spüren auch die Mitarbeiter bei ihrer Gewinnbeteiligung: Sie sinkt für einen Facharbeiter bei Audi in Deutschland um 1100 auf 3630 Euro.
Im Gegensatz zu BMW und Mercedes kann Audi aktuell wegen der WLTP-Probleme keinen einzigen Hybrid liefern. Erst im April seien wieder alle Modellvarianten verfügbar, sagte Schot. Die WLTP-Probleme belasteten aber das erste Halbjahr. Audi habe hier den "Stresstest nicht bestanden". Weitere Belastungen im laufenden Jahr seien hohe Anlaufkosten für neue Modelle, die schwierigere Wirtschaftslage und hohe Investitionen für Elektroautos.
Von 2023 an will Audi zwölf, von 2025 an rund 30 Hybrid- und vollelektrische Autos anbieten. Der erste vollelektrische Audi, der große SUV e-tron aus dem Werk in Brüssel, kommt soeben in den Handel und werde extrem positiv aufgenommen, sagte Schot. Die Kunden stiegen schneller auf Elektroautos um als erwartet. Die große Welle komme jedoch erst in drei, vier Jahren, dann werde Audi "die Früchte ernten", sagte Seitz.
Schadenersatzklagen von Audi-Diesel-Käufern sowie eine mögliche Kartellstrafe der EU wegen Absprachen mit anderen Herstellern könnten die VW-Tochter noch belasten. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt weiterhin nicht nur gegen Schots Vorgänger Rupert Stadler, sondern auch gegen einen amtierenden Audi-Vorstand.
Schot hatte nach Stadlers Festnahme im vergangenen Juni die Führung
von Audi übernommen und weitet dessen Spar- und
Elektrifizierungspläne jetzt drastisch aus. Damit ist Audi auf einer
Linie mit dem VW-Konzern, der bei seiner Kernmarke VW ebenfalls
Stellen streicht und kräftig in E-Autos investiert - auch mit Blick
auf China, wo Volkswagen
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