Von Thomas Rossmann
NEW YORK (Dow Jones)--Mit einer leicht positiven Tendenz zeigt sich die Wall Street zum Wochenausklang. Für Zuversicht sorgen die Entwicklungen in den Handelsgesprächen zwischen den USA und China. Der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang hat sich optimistisch gezeigt, dass eine Einigung erzielt wird, mit der beide Seiten leben können. Besonders deutlich geht es für den Chip-Sektor nach oben, der 3,1 Prozent gewinnt. Grund sind Aussagen des Broadcom-CEO, der sich zuversichtlich gezeigt hat, das der Abwärtstrend im Sektor seinen Tiefpunkt gesehen haben dürfte.
Der Dow-Jones-Index gewinnt 0,6 Prozent auf 25.859 Punkte. Für den S&P-500 geht es um 0,5 Prozent nach oben und der Nasdaq-Composite legt um 0,8 Prozent zu. Bewegung dürfte auch der Große Verfall in den Markt bringen. Am Freitag verfallen Futures und Optionen auf Indizes und Einzelaktien.
Etwas gedämpft wird die Stimmung dagegen von den andauenden Konjunktursorgen. So haben Daten zum chinesischen Immobilienmarkt enttäuscht. Der Hauspreisindex fiel auf den tiefsten Stand seit zehn Monaten. Erst am Donnerstag hatte die chinesische Statistikbehörde überraschend schwache Daten zur heimischen Industrieproduktion gemeldet. Daneben hat die japanische Notenbank ein trüberes Bild der Wirtschaft gezeichnet. Auch die Inflationsdaten aus der Eurozone sind schwach ausgefallen, wenngleich sie den Erwartungen von Volkswirten entsprochen haben. Die zuvor in dieser Woche veröffentlichten US-Inflationsdaten lagen unter den Erwartungen.
China kommt den USA in Handelsgesprächen entgegen
China hat am Freitag ein neues Investitionsgesetz verabschiedet, mit dem der Zwang von Technologietransfers von ausländischen an chinesische Partnerunternehmen aufgehoben wurde. Gleichzeitig wurde die "illegale Einmischung der Regierung" in ausländische Geschäfte verboten. Die Technologietransfers sind einer der Hauptstreitpunkte zwischen China und den USA. Washington hatte China wegen des erzwungenen Technologietransfers wiederholt den Diebstahl geistigen Eigentums vorgeworfen.
US-Daten geben ein gemischtes Bild
Die US-Konjunkturdaten ergeben ein uneinheitliches Bild. Der Empire State Manufacturing Index fiel im März auf 3,7 und verfehlte damit die Prognose von 8,3 Punkten deutlich. Auch die Industrieproduktion stieg im Februar weniger stark als erwartet.
Die Stimmung der US-Verbraucher hat sich im März dagegen stärker aufgehellt als erwartet. Der an der Uni Michigan berechnete Index stieg auf 97,8, während Ökonomen nur einen Stand von 95,3 erwartet hatten. Bei der Umfrage Ende Februar lag er bei 93,8. Auch die Subindizes für die Erwartungen und die Einschätzung der aktuellen Lage lagen über den Prognosen.
Boeing-Aktie dreht ins Plus
Die Boeing-Aktie erholt sich von anfänglichen Verlusten und dreht ins Plus. Grund ist ein Bericht der Nachrichtenagentur AFP. Diese meldet unter Berufung auf informierte Kreise, das Unternehmen werde das Software-Update für Flugzeuge des Typs 737-MAX binnen zehn Tagen zur Verfügung stellen. Nach dem Absturz einer 737-MAX 8 am Wochenende über Äthiopien war die Boeing-Aktie heftig unter Druck geraten, denn es handelte sich um den zweiten Absturz einer Maschine dieses Typs innerhalb von fünf Monaten. Etliche Länder sperrten daraufhin ihren Luftraum für diesen Flugzeugtyp. Im frühen Handel am Freitag litt die Boeing-Aktie zusätzlich unter der Ankündigung des Unternehmens, die 737-MAX vorerst nicht mehr auszuliefern. Aktuell legt der Kurs um 1,1 Prozent auf 377,50 Dollar zu. Im Tagestief notierte die Aktie bei 366,45 Dollar.
Die Broadcom-Aktie steigt um 10,3 Prozent und hat im Verlauf ein Allzeithoch markiert. Der Chiphersteller verfehlte seine Umsatzziele, bekräftigte aber den Ausblick. Der Konzern habe die Belastungsfaktoren bereits in seinem Ausblick berücksichtigt, sagte CEO Hock Tan.
Die Oracle-Aktie verliert nach anfänglich starken Abgaben nur noch 0,5 Prozent. Der Software-Konzern hat im dritten Geschäftsquartal die Erwartungen der Analysten übertroffen. Sowohl bei Umsatz als auch Gewinn je Aktie lag das Unternehmen über den Schätzungen der Marktes.
Die Adobe-Aktie fällt um 3,9 Prozent. Das Unternehmen hat im ersten Geschäftsquartal einen Rekordumsatz erzielt und den Gewinn gesteigert und dabei die Markterwartungen übertroffen. Die Titel hatten 2018 mit 23 Prozent jedoch überproportional stark zugelegt und leiden daher unter Gewinnmitnahmen.
Pfund wenig bewegt
Das Pfund reagiert insgesamt kaum auf das Votum des britischen Unterhauses für eine Verschiebung des Brexit. Mit der zunehmenden Wahrscheinlichkeit eines "weichen Brexit" sehen die Analysten von Morgan Stanley (MS) das Pfund auf einem holprigen Weg nach oben. Die Tagesvolatilität "dürfte für einige Zeit erhöht bleiben", was wiederum Unternehmen und andere dazu veranlassen dürfte, höhere Pfund-Positionen weiter abzusichern. Dessen ungeachtet halten die Experten das Pfund für die am zweitstärksten unterbewertete G10-Währung. Aktuell notiert das Pfund bei 1,3277 Dollar und damit auf dem Niveau nach dem Abstimmungsergebnis am Vortag.
Der Yen tendiert ebenfalls wenig verändert, obwohl die Bank of Japan ein trüberes Bild der heimischen Wirtschaft gezeichnet und ihre ultralockere Geldpolitik beibehalten hat.
Öl beendet Anstieg
Die Ölpreise geben am Freitag nach, hatten allerdings in dieser Woche einen guten Lauf, weshalb Händler von Gewinnmitnahmen sprechen. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI sinkt um 0,5 Prozent auf 58,34 Dollar. Brent fällt um 0,8 Prozent auf 66,68 Dollar. Etwas belastend wirken die Februar-Daten der Internationalen Energieagentur (IEA). Demnach ist die weltweite Ölförderung im vergangenen Monat zwar zurückgegangen, lag aber höher als im Februar 2018. Überdies berichtete die IEA von einer geringeren Nachfrage nach Öl im vierten Kalenderquartal des vergangenen Jahres. Vor allem die OECD-Staaten hätten weniger Öl nachgefragt. Gleichwohl hält die IEA ihre Prognose für den Ölbedarf 2019 aufrecht, weil die Agentur eine hohe Nachfrage aus den Nicht-OECD-Staaten erwartet.
Gold legt zu und steigt wieder über die Marke von 1.300 Dollar. Die Feinunze verteuert sich um 0,5 Prozent auf 1.302 Dollar. Händler verweisen auf den leicht nachgebenden Dollar. Das Edelmetall profitiert allerdings auch von der wieder gestiegenen Zuversicht in Bezug auf die Handelsgespräche. "Gold wird zwar vor allem als 'sicherer Hafen' gesehen, doch ist das Edelmetall auch stark abhängig von den Entwicklungen in den Schwellenländern und vor allem in China, die mehr als die Hälfte der Nachfrage ausmachen", sagt Carsten Menke, Rohstoff-Analyst bei Julius Bär.
Auch Staatsanleihen finden einige Käufer. Steigende Notierungen drücken die Zehnjahresrendite um 3 Basispunkte auf 2,60 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 25.858,87 0,58 148,93 10,85 S&P-500 2.823,20 0,52 14,72 12,62 Nasdaq-Comp. 7.694,27 0,83 63,36 15,96 Nasdaq-100 7.307,73 0,89 64,72 15,45 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 2,44 -1,7 2,46 124,0 5 Jahre 2,40 -3,0 2,43 47,9 7 Jahre 2,50 -3,1 2,53 24,9 10 Jahre 2,60 -3,1 2,63 15,3 30 Jahre 3,02 -2,6 3,05 -4,7 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:41 Do, 17:15 % YTD EUR/USD 1,1335 +0,25% 1,1322 1,1299 -1,1% EUR/JPY 126,39 +0,07% 126,39 126,32 +0,5% EUR/CHF 1,1361 +0,11% 1,1347 1,1355 +0,9% EUR/GBP 0,8533 -0,02% 0,8546 0,8517 -5,2% USD/JPY 111,54 -0,15% 111,63 111,79 +1,7% GBP/USD 1,3277 +0,22% 1,3247 1,3266 +4,0% Bitcoin BTC/USD 3.905,88 +1,33% 3.854,00 3.852,77 +5,0% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 58,34 58,61 -0,5% -0,27 +26,6% Brent/ICE 66,68 67,23 -0,8% -0,55 +22,0% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.302,41 1.296,49 +0,5% +5,92 +1,5% Silber (Spot) 15,31 15,19 +0,8% +0,12 -1,2% Platin (Spot) 830,14 827,49 +0,3% +2,65 +4,2% Kupfer-Future 2,91 2,89 +0,5% +0,02 +10,2% ===
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March 15, 2019 12:09 ET (16:09 GMT)
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