Regensburg (ots) - Die Altersvorsorge entwickelt sich zur Sorge  vor dem Alter, befand ein Aphoristiker treffend. Die Sorge vieler  Menschen, trotz eines Lebens voller Arbeit - ob im Beruf, in der  Kindererziehung, der Pflege von Angehörigen - im Rentenalter nur von  einem dürftigen Ruhegeld leben zu müssen, hat die Politik mit Wucht  erfasst. Das ist erst einmal gut so. Was die Menschen im Lande  umtreibt, gehört auf die politische Agenda. Und zwar ohne  Beschönigungen und mit allen dramatischen Facetten. Dabei ist  "Altersarmut" für die einen ein Kampfbegriff, weil nur ein geringer  Prozentsatz der Älteren heute davon betroffen sei. Für  Hunderttausende andere Menschen hingegen ist es bereits bittere  Realität, zu wenig für ein würdiges Leben im Alter zur Verfügung zu  haben. Flaschen aus dem Müll zu sammeln, ist keine würdige  Altersversorgung. Und die entsprechenden Statistiken haben eine klare Botschaft: Das Problem der Altersarmut nimmt in Zeiten von Minijobs,  Leiharbeit und gebrochenen Erwerbsbiografien drastisch zu. Markus  Söder hat jetzt neuen Schwung in den seit Wochen tobenden Streit  innerhalb der GroKo um die künftige Grundrente gebracht. Mag sein,  dass der CSU-Chef vor wichtigen Wahlen in diesem Jahr der SPD nicht  das Feld der "Respektrente" überlassen will. Der Vorstoß von  Sozialminister Hubertus Heil für einen kräftigen Aufschlag auf die  Grundsicherung im Alter - und das auch noch ohne die bürokratische  und entwürdigende Bedürftigkeitsprüfung - ist ziemlich populär. Die  bisherige knallharte Abwehrfront der Union gegen Heils  Grundrenten-Konzept scheint jedenfalls nicht mehr zu halten. Freilich handelt es sich bei den Vorschlägen Söders aus dem jüngsten  Rentenkonzept der Christsozialen nur um erste, aber zweifellos  richtige Schritte auf dem Weg hin zu einer Lösung innerhalb der  Berliner GroKo. Im Kern will auch Söder, dass Menschen, die viele  Jahre gearbeitet haben, im Alter nicht mit der Grundsicherung vom Amt abgespeist werden. Wobei viele sogar, aus Scham oder aus Unkenntnis  ihrer Rechte, den Weg zum Sozialamt scheuen und auf diese Leistung  verzichten. Wenn nach dem Willen der Christsozialen Bezieher der  staatlichen Grundsicherung künftig etwas über 200 Euro von ihrer -  kleinen - gesetzlichen Rente behalten dürfen, dann liegt das nahe bei Heils Konzept. Auch auf ein höheres Schonvermögen, bislang sind das  5000 Euro, dürfte man sich mit der SPD rasch einigen können. Ebenso  darauf, dass selbst genutztes, angemessenes Wohneigentum nicht  herangezogen werden darf. Und dass Söder, einmal in Schwung gekommen, auch gleich den großen Webfehler bei der Mütterrente korrigieren  will, ist vernünftig. Bislang bekommen Frauen, die Kinder geboren und großgezogen haben, aber im Alter von staatlicher Hilfe leben müssen,  leider jeden Euro der Mütterrente darauf angerechnet. Sie haben von  der CSU-Wohltat der Mütterrente unter dem Strich gar nichts.  Eigentlich ein Unding, das schleunigst abgestellt gehört. Allerdings  "umsegelt" der jetzige CSU-Vorstoß den eigentlichen Knackpunkt der  Grundrente - die individuelle Prüfung der Bedürftigkeit. Die SPD will auf diesen aufwendigen Verwaltungsakt verzichten, was für Betroffene  und Sozialbehörden gleichermaßen segensreich wäre. Die CSU geht, mehr oder weniger stillschweigend, dagegen davon aus, dass weiterhin  peinlichst geprüft wird. Ganz so, als ob Millionen heutige und  künftige Bezieher von Mini-Renten jeweils Ehepartner mit riesigen  Einkommen und Vermögen hätten. Dabei gibt es für solche Fälle längst  eine staatliche Lösung: die Einkommenssteuererklärung beim Finanzamt  nämlich. Wer wirklich einen "Renten-Schutzschirm" will, darf sich  nicht aufs Herumbasteln beschränken.
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