FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem kräftigen Aufschlägen im Zusammenhang mit dem großen Verfall am Freitag geht es am Montagnachmittag deutlich ruhiger an Europas Börsen zu. Händler bleiben aber optimistisch und sprechen von kurzfristig unverändert guten Aussichten und einer günstigen technischen Lage. "Damit hat die nächste Runde der Aufholjagd begonnen", so ein Marktteilnehmer. Aktuell präge noch die Abwicklung des Terminbörsenverfalls das Geschäft. Der DAX verliert 0,1 Prozent auf 11.672 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gewinnt um 0,1 Prozent auf 3.390 Punkte.
Das Tagesthema kommt aus dem Bankensektor: Die angekündigte Aufnahme von Fusionsgesprächen zwischen Deutscher Bank und Wettbewerber Commerzbank stützt die Branchenstimmung. Zwar werden die Gespräche "ergebnisoffen" geführt. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sagte aber bereits, man müsse sich "mit Gelegenheiten beschäftigen, wenn sie sich bieten".
"Das deutet auf eine mögliche Prämie für die Commerzbank-Aktien hin", sagt ein Marktteilnehmer. Zudem könnte die Entwicklung zum Auftakt einer weiteren Konsolidierungsrunde der Branche in Europa werden. Der europäische Stoxx-Banken-Index gewinnt 1,1 Prozent. Deutsche Bank steigen um 4,3 Prozent und Commerzbank um 6,6 Prozent. Societe Generale ziehen um 2,3 Prozent an und Unicredit um 3,1 Prozent - hier stützt auch die Bestätigung des Ausblicks für Italiens Bonität durch die Ratingagentur Moody's.
DWS als Profiteur einer möglichen Fusion zwischen Deutsche und Commerzbank
DWS schießen um 6,3 Prozent in die Höhe. DWS gelten als einer der Profiteure einer möglichen Fusion zwischen Deutscher Bank und Commerzbank. Derzeit nutze die Deutsche Bank hauptsächlich die DWS, die Commerzbank die Allianz, heißt es am Markt. Eine Fusion sollte deshalb den Vertrieb von DWS-Produkten zu Lasten von Allianz-Produkten stärken. "Damit steigt der Kurs unabhängig von den Verkaufsspekulationen", so ein Marktteilnehmer. Denn die gibt es auch. Die Deutsche Bank könnte sich im Fall einer Fusion mit der Commerzbank von ihrer Vermögensverwaltung trennen. Als mögliche Interessenten werden Allianz und Amundi genannt.
Entgegen des positiven Branchentrends im Bankensektor verlieren ING 1,7 Prozent, nachdem die zuständigen italienischen Behörden der niederländischen Bank verboten haben, in Italien neue Kunden zu akquirieren. Die Anti-Geldwäsche-Mechanismen der ING sollen den italienischen Vorgaben nicht genügt haben.
Vale-Probleme treiben Bergbausektor
Der Index der Rohstoff-Aktien führt mit 1,8 Prozent Plus die Gewinnerliste der Branchen an. Kräftige Aufschläge bei Stahlaktien treiben den Sektor. Neben Stahlaktien sind zu Wochenbeginn auch die Aktien von Minenbetreibern gesucht. Hintergrund sind hier neue Probleme beim brasilianischen Bergbauriesen Vale. Ein brasilianisches Gericht hat die Schließung der Timbopeba-Mine angeordnet, die jährlich 12,8 Millionen Tonnen Eisenerz produziert.
Die Schließung dieser Mine dürfte die Kapazitätsengpässe im Sektor weiter erhöhen, was für steigende Eisenerzpreise spricht. Nach Einschätzung von Jefferies sind Produktionsausweitungen in anderen Minen unwahrscheinlich, da diese bereits an den Kapazitätsgrenzen arbeiteten. Rio Tinto gewinnen 2,5 Prozent, BHP 2,1 Prozent und Anglo American 1,4 Prozent. Unter den Stahlwerten gewinnen Thyssenkrupp 3,5 Prozent. Kepler hat die Kaufempfehlung bekräftigt und ein gesenktes Kursziel genannt, das aber weiterhin deutliches Kurspotenzial verspricht.
Leoni brechen ein
Leoni brechen um 19 Prozent ein, bei 17,58 Euro wurde ein neues Jahrestief markiert. Der Autozulieferer hat seine Prognose gekippt wegen operativer Probleme und trüber Aussichten. Eine neue Prognose hat er nicht gegeben. Stattdessen kündigte er einen umfangreichen Umstrukturierungsplan an. "Strategisch ist das eine Katastrophe", sagt ein Händler. Die Leoni-Probleme sind kein größerer Belastungsfaktor für den Auto-Sektor, der um 0,1 Prozent nachgibt. Die Probleme von Leoni werden im Handel als hausgemacht eingestuft.
Wirecard reagieren mit Aufschlägen von 2,6 Prozent auf die Milliarden-Übernahme von Worldpay durch FIS. Angesichts der Größe und der Bedeutung der Transaktion für den Bezahldienst-Sektor spricht ein Händler von einer verhaltenen Reaktion der Wirecard-Aktie. Grund dürften die hauseigenen Probleme von Wirecard sein, die bei den Anlegern weiterhin für Zurückhaltung sorgten. Die Wirecard-Anleger warten vor allem auf die Ergebnisse der staatsanwaltlichen Untersuchungen in Singapur.
Nach Geschäftszahlen geben Sixt um 4 Prozent nach. Der bereinigte Vorsteuergewinn sei mit 337 Millionen Euro leicht unter der Marktschätzung von 349 Millionen Euro ausgefallen. Daneben wird der Ausblick als konservativ eingeschätzt. Nach den kräftigen Gewinnen im Vorfeld der Zahlen werden diese nun zum Anlass für Gewinnmitnahmen genommen.
=== Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.389,52 0,10 3,44 12,93 Stoxx-50 3.121,06 0,24 7,38 13,08 DAX 11.672,47 -0,11 -13,22 10,55 MDAX 25.178,71 0,11 27,93 16,63 TecDAX 2.664,19 -0,10 -2,77 8,73 SDAX 10.898,52 -0,12 -12,62 14,61 FTSE 7.288,23 0,83 59,95 7,43 CAC 5.412,29 0,13 6,97 14,41 Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD Dt. Zehnjahresrendite 0,08 0,00 -0,16 US-Zehnjahresrendite 2,60 0,01 -0,08 DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:27 Uhr Fr, 17.10 Uhr % YTD EUR/USD 1,1344 +0,16% 1,1339 1,1326 -1,0% EUR/JPY 126,55 +0,21% 126,49 126,36 +0,7% EUR/CHF 1,1364 +0,14% 1,1356 1,1357 +1,0% EUR/GBP 0,8567 +0,54% 0,8536 0,8528 -4,8% USD/JPY 111,55 +0,06% 111,55 111,58 +1,7% GBP/USD 1,3240 -0,40% 1,3285 1,3282 +3,7% Bitcoin BTC/USD 3.957,00 -0,25% 3.950,25 3.903,75 +6,4% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 59,17 58,52 +1,1% 0,65 +28,4% Brent/ICE 67,51 67,16 +0,5% 0,35 +23,5% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.305,83 1.302,31 +0,3% +3,52 +1,8% Silber (Spot) 15,41 15,30 +0,7% +0,11 -0,6% Platin (Spot) 833,41 830,50 +0,4% +2,91 +4,6% Kupfer-Future 2,92 2,90 +0,5% +0,01 +10,7% ===
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March 18, 2019 11:04 ET (15:04 GMT)
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