Von Gabriele Steinhauser
ADDIS ABEBA (Dow Jones)--Die äthiopischen Ermittlungsbehörden beschleunigen angesichts der weltweiten Sicherheitsbedenken ihre Untersuchung der Ursachen des Absturzes der Boeing 737 MAX. Ein vorläufiger Unfallbericht könnte laut Chef der äthiopischen Zivilluftfahrtbehörde bereits in der kommenden Woche veröffentlicht werden.
Ethiopian Airlines Flug 302 stürzte aus bisher ungeklärter Ursache am 10. März in der Nähe von Addis Abeba ab. Alle 157 Passagiere und Besatzungsmitglieder starben. Das Unglück geschah weniger als fünf Monate, nachdem ein Lion Air Flugzeug desselben Typs mit 189 Passagieren an Bord in Indonesien ins Meer gestürzt war. Nach den beiden Abstürzen - bei beiden gab es keine Überlebenden - wachsen die Zweifel an der Sicherheit des für Boeing wichtigen Passagierflugzeugs, der Boeing 737 MAX. Seitdem müssen in vielen Lufträumen weltweit die Boeing 737 am Boden bleiben, unter anderem auf Anordnung der U.S. Federal Aviation Administration und der European Union Aviation Safety Agency EASA. Insgesamt 370 Flugzeuge sind davon betroffen.
Äthiopiens Verkehrsminister sowie die französische Flugsicherheitsuntersuchungsbehörde, die die Daten der Black Boxen vom Ethiopian Airlines Flugzeug herunterladen konnten, haben auf "eindeutige Ähnlichkeiten" zwischen den beiden Unglücken hingewiesen.
Col. Wosenyeleh Hunegna, Chef der äthiopischen Zivilluftfahrtbehörde und Mitglied des Ausschusses zur Untersuchung der Absturzursache, sagte dem Wall Street Journal, dass ein vorläufiger Bericht in einer Woche oder acht Tagen veröffentlicht werden könnte, wenn mehr Daten aus den beiden Black Boxen ausgewertet worden seien.
Der äthiopische Verkehrsminister hatte jüngst einen vorläufigen Bericht innerhalb von 30 Tagen in Aussicht gestellt, wie es internationale Zielvorgaben vorsehen.
"Sie arbeiten hart", sagte Hunegna, ehemaliger Colonel der äthiopischen Luftwaffe. Das Team, das die Absturzursache ermitteln soll, wird unterstützt von Mitarbeitern der nationalen Verkehrssicherheitsbehörde der USA - dem National Transportation Safety Board - und von Boeing. Europäische und indonesische Luftsicherheitsbehörden haben ihre Unterstützung angeboten.
Hunegna sagte, er sei offen dafür, weitere Behörden zu beteiligen, falls dies die Untersuchung selbst nicht verlangsame.
Boeing arbeitet mit Hochdruck an einer Lösung für die Flugsteuerungsfunktion, die in dem Lion-Air-Absturz eine Rolle gespielt haben soll. Diese soll noch in diesem Monat vorliegen. Die Luftsicherheitsbehörden haben bereits angekündigt, sich Boeings Änderungen genau anzusehen, bevor sie der MAX-Flotte wieder erlauben, Passagiere zu befördern.
Hunegna wollte keine Details zu den festgestellten Übereinstimmungen zwischen den Flugzeugabstürzen in Indonesien und Äthiopien geben. Die Übereinstimmungen beträfen die Flugbahn, die Flughöhe und den Zeitpunkt des Unglücks kurz nach dem Start.
Es werde eine Zeitlang dauern, die Unfallursache herauszufinden. Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit, dass der Absturz der Ethiopian-Airlines-Maschine auf Pilotenfehler beruhe, gering. Hunegna sagte, er sei sich absolut sicher, dass die Besatzung alles in ihrer Macht Stehende getan habe, um die Kontrolle über das Flugzeug zurückzugewinnen. "Äthiopische Piloten sind sehr gut ausgebildet und gute Piloten", sagte er.
Der Chef von Ethiopian Airlines, Tewolde Gebremariam, sagte, der Pilot habe mit mehr als 8.000 Stunden im Cockpit und 1.500 Stunden als Kapitän "eine ausgezeichnete Flugbilanz".
(Mitarbeit: Robert Wall)
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March 20, 2019 08:43 ET (12:43 GMT)
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