Von Thomas Rossmann
NEW YORK (Dow Jones)--Verstärkte Konjunktursorgen bescheren der Wall Street am letzten Handelstag der Woche im Frühhandel deutliche Verluste. Nachdem zunächst Einkaufsmanagerindizes aus Europa schwächer als erwartet ausfielen und die Stimmung schon eintrübten, sind auch die Einkaufsmanagerindizes aus den USA hinter den Erwartungen zurückgeblieben.
Anders als teilweise in Europa liegen die Indizes für die Industrie und Dienstleistung in den USA aber zumindest weiter im Expansionsbereich über 50. Der von IHS Markit erhobene Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft sank auf 54,3 von 55,5 Punkten im Vormonat.
"Eine Reihe von schlechter als erwartet ausgefallenen Daten lassen die Alarmglocken läuten, nicht nur für Europa, sondern auch für die Weltwirtschaft. Sie sind weitere Belege für eine globale Verlangsamung der Konjunktur", so David Cheetham, Analyst bei XTB. "Die Einkaufsmanagerindizes werden aufmerksam verfolgt und gelten im Gegensatz zu Beschäftigungs- oder BIP-Zahlen wegen ihrer Zusammensetzung, die stark an den Zukunftserwartungen ausgerichtet ist, als Frühindikatoren", ergänzt der Teilnehmer.
Der Dow-Jones-Index reduziert sich um 1,0 Prozent auf 25.691 Punkte. Für den S&P-500 geht es um 1,0 Prozent nach unten und der Nasdaq-Composite büßt 1,1 Prozent ein. Sowohl S&P-500 als auch der Nasdaq-Composite hatten am Vortag noch neue Jahreshochs markiert.
Dollar steigt mit wachsenden Konjunktursorgen
Von den Konjunktursorgen profitiert der Dollar mit seinem Ruf als Fluchtwährung, noch stärker aber der Yen, der sogar zum Dollar deutlich zulegt. Der Euro fällt sogar unter 1,1300 Dollar zurück. Im Devisenhandel spricht man von sehr schwachen Daten, die die ohnehin bestehenden Wachstumsängste der Anleger zusätzlich befeuerten. Am Morgen hatte die Gemeinschaftswährung noch bei rund 1,1390 Dollar gelegen. Die US-Notenbank hat zwar gerade erst eine Pause im laufenden Zinserhöhungszyklus verkündet, die EZB ihren Termin für eine erste mögliche Zinserhöhung überhaupt seit Jahren dagegen gerade erst nach hinten verschoben. Das spricht für den Dollar und gegen den Euro.
Das britische Pfund setzt die am Vorabend begonnene Erholungsbewegung vom Einbruch am Vortag fort, auch wenn die Meldungslage um das Brexit-Chaos eigentlich nicht für das Pfund spricht. Günstig ist allenfalls, dass ein harter Brexit am 29. März vom Tisch ist. Das Pfund kostet aktuell 1,3185 Dollar, nach einem Tagestief am Vortag bei 1,3000. Sollte Großbritannien die EU ohne Einigungsvertrag verlassen, so könnte das Pfund nach Ansicht von Nomura mit höheren Verlusten reagieren als nach dem Brexit-Referendum 2016. Damals war das Pfund um nahezu 8 Prozent gefallen.
Nike von schwachem Ausblick belastet
Die Nike-Aktie verliert 4,2 Prozent und ist das Schlusslicht im Dow. Der Sportartikelhersteller hat bei Vorlage seiner Geschäftszahlen die Anleger auf ein schwächeres Wachstum eingestimmt. Im dritten Quartal erfüllte Nike zwar umsatzseitig die Erwartungen der Analysten und übertraf sie beim Gewinn, doch im laufenden vierten Quartal wird es wohl nicht mehr so gut laufen. Währungseffekte dürften das Wachstum bremsen, warnte Nike.
Die Boeing-Aktie fällt um 1,6 Prozent. Nach den jüngsten Abstürzen von zwei Boeing 737-MAX 8 hat die indonesische Fluggesellschaft Garuda den Kauf von 49 Maschinen dieses Typs widerrufen. Die Passagiere hätten das Vertrauen in den Flugzeugtyp verloren, hieß es zur Begründung. Der Gesamtwert der Bestellung aus dem Jahr 2014 lag bei 4,9 Milliarden Dollar.
Ölpreise fallen deutlich
Die Konjunktursorgen und damit die Aussichten auf eine sinkende Nachfrage drücken auch auf die Ölpreise. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI gibt um 2,0 Prozent auf 58,81 Dollar nach, Brent fällt um 1,7 auf 66,71 Dollar.
Die "sicheren Häfen" Gold und Anleihen sind dagegen gesucht. Der Goldpreis kann die Vortagesgewinne leicht ausbauen und steigt um 0,4 Prozent auf 1.315 Dollar. Der Niedrigzinsausblick stütze, heißt es im Handel, zumal er von den schwachen Konjunkturdaten noch untermauert werde.
Die Rendite zehnjähriger US-Papiere rutscht um 9,0 Basispunkte auf 2,44 Prozent ab. Mit den schwachen Einkaufsmanagerindizes aus Europa und Deutschland rutschte die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erstmals seit Oktober 2016 wieder in den negativen Bereich. Die Renditen aller kürzeren deutschen Laufzeiten verzeichneten bereits zuvor negative Vorzeichen.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 25.691,22 -1,04 -271,29 10,13 S&P-500 2.827,51 -0,96 -27,37 12,79 Nasdaq-Comp. 7.750,98 -1,12 -87,98 16,81 Nasdaq-100 7.417,46 -1,01 -75,81 17,18 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 2,33 -7,9 2,41 113,1 5 Jahre 2,25 -8,9 2,34 32,8 7 Jahre 2,35 -9,2 2,44 9,8 10 Jahre 2,44 -9,0 2,53 -0,2 30 Jahre 2,88 -8,5 2,97 -18,4 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:13 Uhr Do 17.22 Uhr % YTD EUR/USD 1,1308 -0,60% 1,1379 1,1346 -1,4% EUR/JPY 124,44 -1,27% 126,04 125,81 -1,0% EUR/CHF 1,1236 -0,42% 1,1293 1,1274 -0,2% EUR/GBP 0,8576 -1,07% 0,8663 0,8710 -4,7% USD/JPY 110,05 -0,67% 110,80 110,88 +0,4% GBP/USD 1,3185 +0,47% 1,3148 1,3027 +3,3% Bitcoin BTC/USD 3.985,18 +0,27% 3.971,79 3.956,89 +7,2% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 58,81 59,98 -2,0% -1,17 +26,5% Brent/ICE 66,71 67,86 -1,7% -1,15 +22,0% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.314,57 1.309,29 +0,4% +5,28 +2,5% Silber (Spot) 15,45 15,47 -0,2% -0,03 -0,3% Platin (Spot) 853,90 861,00 -0,8% -7,10 +7,2% Kupfer-Future 2,87 2,90 -1,2% -0,04 +8,7% ===
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March 22, 2019 10:29 ET (14:29 GMT)
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