Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) muss nach Aussage von EZB-Direktor Yves Mersch ständig darauf achten, dass der Beitrag ihrer unkonventionellen Politikmaßnahmen zum Erreichen des Inflationsziels in einem vernünftigen Verhältnis zu ihren negativen Nebenwirkungen steht. "Wir prüfen weiterhin den Einfluss unserer Maßnahmen, besonders den der negativen Zinsen, um festzustellen, ob der Mix unserer Maßnahmen angemessen und verhältnismäßig bleibt", sagte Mersch bei der Konferenz "The ECB and Its Watchers" in Frankfurt. Die richtige Balance von Kosten und Nutzen müsse gewahrt bleiben.
Nach Merschs Aussage haben die Krisen der vergangenen Jahre die EZB dazu gezwungen, bei der Verfolgung ihres primären Mandats auf unbekanntes Territorium vorzudringen. Die Nebenwirkungen der Geldpolitik und die Ausweitung der EZB-Aktivitäten bis in die Reichweite anderer Politikfelder hätten unausweichlich zu Angriffen auf die Unabhängigkeit der EZB geführt.
"Obwohl das oberste Gericht die Rechtmäßigkeit der unkonventionellen EZB-Maßnahmen bestätigt hat, hat die subjektive, wenn auch falsche Wahrnehmung, dass das Mandat verletzt wurde, zu erhöhtem politischem Druck geführt", sagte Mersch.
Gleichwohl sollte die EZB laut Mersch nicht überhastet zu ihrem alten, begrenzten Werkzeugkasten und der Bilanzgröße der Vorkrisenzeit zurückkehren. "Regulatorische Veränderungen und die anhaltende Fragmentierung der europäischen Finanzmärkte könnten zwar einige Anpassungen am operativen geldpolitischen Rahmen innerhalb unserer bewährten Strategie notwendig machen, aber unabhängig von seiner konkreten Ausgestaltung sollte der Rahmen ausschließlich auf dem Preisstablitätsmandat basieren und rechtlich begrenzt sein", sagte Mersch.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/kla
(END) Dow Jones Newswires
March 27, 2019 10:16 ET (14:16 GMT)
Copyright (c) 2019 Dow Jones & Company, Inc.