BERLIN (Dow Jones)--Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) befürchtet im Fall eines ungeordneten Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union Versorgungsprobleme bei wichtigen Medizinprodukten. In einem dem Handelsblatt vorliegenden Schreiben an die EU-Kommission warnt Spahn davor, dass es bei einem chaotischen Brexit "spätestens ab Mitte April" auch in Deutschland zu Engpässen kommen könnte.
Bislang hat das britische Parlament nicht dem ausgehandelten Austrittsabkommen zugestimmt. Damit droht ein ungeordneter Brexit, bei dem Zollkontrollen eingeführt werden. Außerdem würden von britischen Instituten ausgestellte Zulassungen für Medizinprodukte ungültig.
Spahn rief die Kommission und die anderen Mitgliedstaaten auf, sich auf einen gemeinsamen Krisenplan zu verständigen. Zahlreiche Implantate, Herzschrittmacher oder Produkte zur Untersuchung von Blutproben benötigen nach dem britischen Ausscheiden aus der EU eine neue Zulassung.
"Bei einem ungeregelten Brexit ist ohne die Verständigung auf praktikable Verfahrensweisen davon auszugehen, dass zehntausende Medizinprodukte ihre formelle Verkehrsfähigkeit in der EU-27 verlieren und damit auf dem europäischen Markt nicht mehr zur Verfügung stehen", hieß es in Spahns Brief. Vor allem mögliche Engpässe bei den sogenannten In-Vitro-Diagnostika, mit denen beispielsweise Blutspenden auf Krankheiten wie HIV getestet werden, bereiten dem Gesundheitsminister Sorgen. "Ich befürchte, dass auch in Deutschland spätestens ab Mitte April 2019 die Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Blutprodukten gefährdet sein kann", warnte er.
Spahn regte unter anderem an, eine Übergangszeit von zwölf Monaten zu schaffen, in der betroffene Hersteller ihre Produkte unter Auflagen weiter vertreiben dürfen.
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March 28, 2019 03:43 ET (07:43 GMT)
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