
(neu: Politiker-Reaktion)
BONN (dpa-AFX) - Deutschlands Mobilfunkausbau könnte sich nach Ansicht von Telekom-Chef Tim Höttges durch eine Gesetzesänderung wesentlich verlangsamen. Der Manager warnte die Bundespolitik bei der Hauptversammlung seines Konzerns am Donnerstag in Bonn davor, Roamingpflichten gesetzlich klar zu verankern. "Wenn der Gesetzgeber ein "National Roaming" oder ein lokales Roaming einführt, prognostiziere ich Ihnen das Ende des ländlichen Ausbaus der Mobilfunkversorgung", sagte Höttges vor gut 2000 Aktionären. Nach seiner Darstellung würden Investitionen in neue Masten entwertet, wenn die Telekom ihre Antennen für die Konkurrenz öffnen müsste.
Derzeit läuft die Auktion von Mobilfunkfrequenzen für den neuen
Standard 5G. Die Teilnehmer der von der Bundesnetzagentur
durchgeführten Auktion sind neben der Telekom auch die anderen
beiden deutschen Netzbetreiber, Vodafone
Aus Sicht von Höttges wäre das ein wirtschaftlicher Alptraum. "Es kann [...] nicht sein, dass manche nicht oder wenig investieren und dann auf die Infrastruktur von uns zugreifen", sagte er. "Einer baut diese Infrastruktur auf - die Antennen kosten 212 000 Euro - und dann sagt ein anderer, "Jetzt hast du Deine Antenne gebaut, die möchte ich mitnutzen und ich bezahle dir, wenn ich ein Gespräch habe, das Gespräch"." Nach Darstellung des Managers bliebe sein Konzern dann auf dem Großteil der Kosten sitzen. Zugleich entfiele dadurch nach Telekom-Darstellung ein Alleinstellungsmerkmal und Zugpferd gegenüber Kunden, und zwar dass die Flächenabdeckung gut ist.
Höttges wettert schon seit langem immer wieder gegen Vorschriften, die aus seiner Sicht überzogen und eine Wachstumsbremse sind. Diesmal richtet er seine Kritik an führende Politiker der Bundestagsfraktionen der Union und SPD, die sich für das lokale Roaming einsetzen - also der Netzöffnungspflicht in entlegenen Gebieten. Möglicherweise wird das lokale Roaming daher in der umfassenden Änderung des Telekommunikationsgesetzes im Herbst klar verankert. Bisher steht ist es zwar als Verweis auf einen EU-Kodex schon im Gesetz angedeutet, aber noch nicht klar ausformuliert.
Zu den Politikern, die sich für die lokale Roamingpflicht starkmachen, gehört Sören Bartol, Vizechef der SPD-Bundestagsfraktion. Der fühlte sich missverstanden. "Niemand hat ein Interesse daran, den Ausbau des Mobilfunknetzes zum Erliegen zu bringen", sagte er in Berlin. "In Gegenden, wo nur ein Anbieter ausbaut, müssen jedoch auch die Kunden der anderen Unternehmen die Möglichkeit haben, mit ihrem Handy zu telefonieren." Da könne die Anordnung von lokalem Roaming oder zur gemeinsamen Nutzung der Funkmasten helfen. Dabei müsse es "eine ordentliche Vergütung für das Unternehmen geben, das die Infrastruktur ausbaut", sagte Bartol.
Die Deutsche Telekom
Thomas Deser von Union Investment sagte, in Deutschland könnte es
"bald ungemütlich werden" für die Telekom. Ein Grund: der geplante
Einstieg von United Internet
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