FRANKFURT (Dow Jones)--Die angeschlagene Norddeutsche Landesbank Girozentrale (NordLB) hat 2018 wegen der Altlasten aus der Schiffsfinanzierung eine zusätzliche Risikovorsorge gebildet und einen Milliardenverlust geschrieben. Wegen der geplanten Restrukturierungskosten rechnet die NordLB in diesem Jahr ebenfalls mit einem Fehlbetrag. Die Neuaufstellung der Bank habe "Priorität vor der Ergebnisqualität", erklärte die NordLB am Donnerstag anlässlich ihrer Bilanzpressekonferenz in Hannover. Spätestens 2020 sollen aber wieder Gewinne erwirtschaftet werden.
Die NordLB gab am Mittwochabend bekannt, sich mit ihren Trägern sowie der Sparkassen-Finanzgruppe auf grundsätzliche Eckpunkte für eine Kapitalstärkung und ein verändertes Geschäftsmodell geeinigt zu haben. Die Landesbank ist wegen maroder Schiffskredite in Schieflage geraten. Sie braucht deshalb frisches Kapital ihrer Träger. Der Kapitalbedarf für das Hannoveraner Institut wird auf rund 3,6 Milliarden Euro veranschlagt. Den größten Teil sollen nun Niedersachsen und Sachsen-Anhalt schultern, die Sparkassengruppe dann den Rest. Die Entscheidungen zum neuen Geschäftsmodell und den Kapitalmaßnahmen unterliegen aber noch der Zustimmung verschiedener Gremien und Parlamente. Auch die EU-Kommission müsse dies noch erlauben.
Für 2018 hat die NordLB einen zusätzlichen Risikopuffer von 1,893 Milliarden Euro gebildet. Das Ergebnis vor Steuern belief sich für 2018 auf minus 2,057 Milliarden Euro, das Konzernergebnis nach Steuern betrug minus 2,354 Milliarden Euro. Im Geschäftsjahr 2017 hatte die Bank noch einen Vorsteuergewinn von 195 Millionen Euro verbucht. "Der hohe Jahresverlust für 2018 ist schmerzhaft", sagte Thomas Bürkle, Vorstandsvorsitzender der NordLB. Aber die Befreiung der Altlasten ermögliche einen Neustart. Zudem gebe es nun Klarheit über den weiteren Kurs der Bank.
Nach dem neuen Geschäftsmodell soll sich die NordLB aus den Bereichen Schiffe, maritime Industrie, überregionales Kommunalgeschäft, Durchleitung von Krediten der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie aus Luxemburg zurückziehen. Auch Teile des Geschäfts mit Flugzeugen und eigene Immobiliengeschäfte soll sich verkleinern. Bleiben sollen das Geschäft mit Privat- und Unternehmenskunden, die Bereiche Agrar-, Wohnungs- und Energiegeschäft, Teile der Flugzeugfinanzierungen und das Geschäft mit Kommunen und Sparkassen.
Bei der NordLB sollen mehr als 2.000 Arbeitsplätze wegfallen. Von den bisher 5.500 Stellen der Bank werde das Personal auf 3.250 reduziert, sagte Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) am Mittwoch in Hannover. Davon würden 1.250 bereits über das bankeigene Sparprogramm abgebaut, 750 weitere könnten durch Auslagerungen wegfallen.
Beim Abbau der Altlasten aus der Schiffsfinanzierung meldete die NordLB für 2018 Forschritte. Bis Jahresende 2018 sei das Gesamtportfolio bereits auf 10,3 Milliarden Euro reduziert worden, sagt die NordLB und verweist darauf, dass dies gegenüber Ende 2016, als das Portfolio noch bei 16,9 Milliarden Euro lag, ein Rückgang von 39 Prozent ist. Der Anteil problembehafteter Kredite (NPL) belief sich zum Jahresende auf 7,5 Milliarden Euro. Die Bank versprach, dass dieses NPL-Portfolio "zügig abgebaut werden" soll. In einem ersten Schritt werde ein Teil von rund 2,6 Milliarden Euro an einen Finanzinvestor übertragen.
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April 04, 2019 06:07 ET (10:07 GMT)
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