Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--An der Wall Street sind Anleger am Montag bei der Suche nach Kaufargumenten kaum fündig geworden. Immerhin hatte der US-Aktienmarkt gerade erst neue Jahreshochs markiert. Allerdings erholten sich die Kurse im späten Geschäft von den Tagestiefs. Der weiterhin fehlende Zeitplan zum Abschluss der Handelsgespräche zwischen China und den USA habe Anleger zur Vorsicht gemahnt, hieß es. Auch das "Brexit-Drama" blieb ungelöst - und ein harter Brexit noch in der laufenden Woche möglich. Zudem stand die US-Berichtssaison vor der Tür, am Freitag gewähren JP Morgan und Wells Fargo einen Blick in die Bücher für das erste Quartal.
Der Dow-Jones-Index büßte belastet von starken Abgaben der schwergewichteten Boeing-Aktie 0,3 Prozent auf 26.341 Punkte ein. Der S&P-500 drehte 0,1 Prozent ins Plus und legte damit den achten Handelstag in Folge zu - die längste Gewinnstrecke seit Oktober 2017. Der Nasdaq-Composite schaffte ein Plus von 0,2 Prozent. Umgesetzt wurden an der Nyse 742 (Freitag: 770) Millionen Aktien. Dabei wurden 1.501 (2.099) Kursgewinner und 1.430 (826) -verlierer gezählt. Unverändert schlossen 118 (116) Titel.
"Es gibt eine Menge Skepsis gegenüber diesem Bullenmarkt. Und wenn der Markt wie in der vergangenen Woche weiter steigt, nutzen Investoren dies zum Ausstieg", sagte Präsident Craig Callahan von Icon. In dieser Woche sollen die Handelsgespräche per Videokonferenz weitergeführt werden. In einer Erklärung des Weißen Hauses hieß es zuletzt, die Gespräche seien "produktiv" verlaufen. Es gebe allerdings noch "viel Arbeit" zur Lösung der restlichen Streitpunkte. In der vergangenen Woche hatten positive Aussagen zu den laufenden Verhandlungen die Märkte gestützt.
Die Konjunkturdaten des Tages animierten auch nicht unbedingt zu Käufen, auch wenn sie im Rahmen der Prognosen geblieben waren. Der Auftragseingang der US-Industrie hatte sich im Februar gegenüber dem Vormonat verringert.
Boeing mit Produktionskürzung erneut im Sinkflug
Die Boeing-Aktie verlor 4,4 Prozent. Der Flugzeugbauer kündigte Produktionskürzungen an, um auf den Auslieferstopp bei den Maschinen des Typs 737 MAX zu reagieren. Zuvor hatte der Konzern einen weiteren Softwarefehler in den wegen zweier Abstürze im Fokus stehenden 737-MAX-Maschinen eingeräumt, die Maschinen dürfen derzeit nicht fliegen.
Die Titel von Southwest Airlines, die die größte 737-MAX-Flotte in den USA unterhält, gaben um 2,5 Prozent nach. Die Analysten von Raymond James hatten die Aktien der Gesellschaft abgestuft und das mit wachsenden Risiken durch die zwangsweise Stilllegung der Flotte vom Typ 737-MAX begründet.
Morgan Stanley sah im Gesundheitsgeschäft von Apple als Umsatztreiber, der Wert legte um 1,6 Prozent zu. General Electric brachen um 5,2 Prozent ein. JP Morgan hatte die Aktie auf "Underweight" zurückgestuft. Nach Meinung der Experten ist die Börse bei den Cashflow-Erwartungen des Mischkonzerns in den kommenden Jahren zu optimistisch.
Die Snap-Aktie legte dagegen um 3,6 Prozent zu - gestützt von einer Hochstufung auf "Outperform" durch RBC. Die Fundamentaldaten des Betreibers Sozialer Medien zeigten in die richtige Richtung, so die Analysten. Die Titel des Einzelhandels-Discounters Dollar Tree verloren dagegen 3,3 Prozent. Im Handel verwies man auf den aktivistischen Investor Starboard, der seine Nominierten für den Verwaltungsrat zurückgezogen hatte.
Ölpreise auf höchstem Stand seit Oktober
Die Ölpreise bauten ihre Gewinne weiter aus. WTI markierte dabei die höchsten Stände seit Ende Oktober. Stützend wirke, dass die USA weitere Sanktionen gegen den staatlichen venezolanischen Ölkonzern PDVSA verhängt hatten und sich die politische Situation in Libyen zugespitzt hatte. Dort droht ein neuer Bürgerkrieg. Zudem stufte die US-Regierung die iranischen Revolutionsgarden offiziell als "Terrororganisation" ein. Zwar hatten die USA bereits zuvor Sanktionen gegen das Mullah-Regime verhängt, dennoch zogen die Ölpreise nochmals an. US-Rohöl wurde zudem gestützt von Meldungen, wonach der chinesische Staatskonzern Sinopec wieder US-Erdöl bezieht. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 2,1 Prozent auf 64,40 Dollar. Für europäische Referenzöl der Sorte Brent ging es 1,1 Prozent auf 71,10 Dollar nach oben. Auch die Preise anderer Rohstoffe wie Kupfer legten zu.
Am Devisenmarkt neigte der Dollar zur Schwäche. Der ICE-Dollarindex sank um 0,3 Prozent. Analysten meinten, die US-Notenbank müsse möglicherweise über kurz oder lang auch über Zinssenkungen nachdenken. Solche Schritte könnten aber als Einknicken vor Präsident Donald Trump gewertet werden. Daher herrsche eine gewisse Vorsicht beim Dollar, hieß es. Der Euro lag mit 1,1264 Dollar deutlicher über dem Niveau vom Freitagabend von rund 1,1215. Eine spannende Woche mit einer Stimmung zwischen Hoffnung und Verzweiflung erwarten die Devisenexperten der Societe Generale für das britische Pfund. Derzeitiges Fristende für den Brexit bleibe zunächst der Freitag. Als wahrscheinlich gelte derzeit, dass die EU im letzten Moment noch einen Brexit-Aufschub gewähre. Das Pfund zeigte sich wenig verändert.
Der Goldpreis verteidigte die Marke von 1.300 Dollar, die er erstmals seit Ende März genommen hatte, mit den sich erholenden Aktienkursen nicht. Gleichwohl verteuerte sich das Edelmetall mit der Dollarschwäche. Die Feinunze legte im späten Geschäft um 0,5 Prozent auf 1.298 Dollar zu. Eine kurzfristige Einigung im Handelsstreit schien wieder etwas weiter entfernt, hieß es zur Begründung für die Aufschläge. Auch blieben die Brexit-Unsicherheiten. Zudem verwiesen Händler auf eine steigende Nachfrage aus China.
Der "sichere Hafen" der US-Anleihen zeigte sich dagegen kaum verändert. Die Rendite zehnjähriger Papiere legte um 2,3 Basispunkte auf 2,52 Prozent zu. Händler verwiesen auf die im Wochenverlauf anstehenden Inflationsdaten als nächsten Impuls für den Rentenmarkt.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 26.341,02 -0,32 -83,97 12,92 S&P-500 2.895,77 0,10 3,03 15,51 Nasdaq-Comp. 7.953,88 0,19 15,19 19,87 Nasdaq-100 7.599,74 0,28 20,90 20,06 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 2,35 0,8 2,34 114,5 5 Jahre 2,32 1,7 2,30 39,5 7 Jahre 2,41 2,1 2,39 16,4 10 Jahre 2,52 2,3 2,49 7,1 30 Jahre 2,92 1,7 2,90 -14,6 DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8:29 Fr, 17:16 % YTD EUR/USD 1,1263 +0,41% 1,1226 1,1214 -1,8% EUR/JPY 125,60 +0,25% 125,10 125,35 -0,1% EUR/CHF 1,1253 +0,30% 1,1216 1,1224 -0,0% EUR/GBP 0,8622 +0,20% 0,8598 0,8622 -4,2% USD/JPY 111,48 -0,19% 111,43 111,78 +1,7% GBP/USD 1,3067 +0,24% 1,3057 1,3007 +2,4% Bitcoin BTC/USD 5.206,38 +0,89% 5.269,00 4.985,64 +40,0% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 64,44 63,08 +2,2% 1,36 +38,6% Brent/ICE 71,10 70,34 +1,1% 0,76 +29,4% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.298,05 1.291,71 +0,5% +6,34 +1,2% Silber (Spot) 15,26 15,11 +1,0% +0,14 -1,6% Platin (Spot) 909,00 899,50 +1,1% +9,50 +14,1% Kupfer-Future 2,93 2,89 +1,3% +0,04 +11,2% ===
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April 08, 2019 16:11 ET (20:11 GMT)
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