BERLIN (Dow Jones)--Die deutsche Wirtschaft warnt vor einer Verschärfung des Konjunkturabschwungs in Deutschland und mahnt die Europäische Union, in Handelsstreitigkeiten auf die USA zuzugehen. Nach Ansicht von DIHK-Präsidenten Eric Schweitzer ist die Androhung neuer US-Zölle auf europäische Exporte als Reaktion auf EU-Subventionen des Flugzeugherstellers Airbus "kein gutes Signal" in den handelspolitischen Auseinandersetzungen zwischen den USA und der EU.
"Statt US-seitig weitere Drohkulissen aufzubauen, sollten beide Seiten jetzt einen kühlen Kopf bewahren und auf Deeskalation setzen," sagte der Chef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). "Für beide Seiten gibt es nichts zu gewinnen."
DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier sagte in einem Fernsehinterview, dass Deutschland angesichts schwacher Exportzahlen und Rückgänge in den Auftragseingängen "in einer konjunkturell schwierigen Situation" sei. Amerikanische Zölle auf europäische Stahl- und Aluminimumprodukte und die andauernden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China belasteten die deutsche Wirtschaft bereits. Hinzu kämen noch drohende Zollsätze auf europäische Automobilexporte in die USA.
"Insofern wäre jetzt ein weiterer Funke in diesem Handelsstreit so gefährlich, dass das Ganze eskalieren kann," warnte Treier. "Das heißt, die Konjunktur bietet keinen Anlass, jetzt hier die Situation noch zu verschlechtern, im Gegenteil."
Der transatlantische Handel ist für die exportstarke deutsche Wirtschaft von großer Bedeutung. Statt über mehr Zölle sollten beide auf Augenhöhe miteinander darüber sprechen und Handelshemmnisse abbauen, so der DIHK. Daher sei dringend ein funktionierendes und unparteiisches Streitschlichtungssystem in der Welthandelsorganisation (WTO) nötig.
Die Regierung in Washington kritisiert, dass den USA durch Staatsbeihilfen für Airbus jährlich 11 Milliarden Dollar Schaden entstünden. Der US-Handelsbeauftragte Robert Lighthizer hatte deshalb am Montag eine 14 Seiten lange Liste mit EU-Produkten veröffentlicht, die mit Strafzöllen belegt werden könnten.
Die USA und die EU streiten seit 2004 über Staatsbeihilfen für Flugzeugbauer. Auf der einen Seite geht es um EU-Subventionen für Airbus und auf der anderen Seite um US-Subventionen für den Airbus-Konkurrenten Boeing. Seit etlichen Jahren beschäftigt der Streit die WTO, die zur Einhaltung gleicher Wettbewerbsbedingungen im globalen Handel beitragen soll.
(Mit Material von AFP)
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April 09, 2019 10:09 ET (14:09 GMT)
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