Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat seine Geldpolitik wie erwartet unverändert gelassen. Nach Mitteilung der EZB bleiben sowohl die Leitzinsen als auch das Wertpapierportfolio sowie die diesbezüglichen Prognosen unverändert. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten dieses Ergebnis erwartet, nachdem die EZB ihre Politik im März überraschend gelockert hatte. Laut EZB bleiben der Hauptrefinanzierungssatz, der Spitzenrefinanzierungssatz und der Einlagensatz bei 0,00 Prozent, 0,25 Prozent und minus 0,40 Prozent.
Die EZB rechnet damit, die Zinsen mindestens bis Ende 2019, auf jeden Fall aber so lange unverändert zu lassen, wie zur nachhaltigen Annäherung der Inflation an die Zielmarke von knapp 2 Prozent notwendig ist. Die Tilgungsbeträge fällig gewordener Anleihen will die EZB deutlich über den Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung hinaus voll wieder anlegen, um für günstige Liquiditätsbedingungen und eine deutliche geldpolitische Stützung zu sorgen.
Im März hatte die EZB unter anderem mit der Ankündigung einer dritten Serie sehr langfristiger und zielgerichterer Refinanzierungsgeschäfte (TLTRO3) überrascht. Analysten hoffen auf Aussagen von EZB-Präsident Marion Draghi zur Ausstattung dieser Geschäfte. Bisher ist nur bekannt, dass sie eine Laufzeit von zwei Jahren haben werden und dass ihr Zins an den während ihrer Laufzeit herrschenden Hauptrefinanzierungssatz gekoppelt werden soll. Die EZB will zwischen September 2019 und März 2021 sieben TLTRO3 begeben.
Fragen dürfte Draghi in seiner gegen 14.30 Uhr beginnenden Pressekonferenz außerdem zu der von ihm geäußerten Idee bekommen, die Banken bei Bedarf von den Nebenwirkungen des negativen Einlagenzinses zu entlasten. Nach Aussage von EZB-Chefvolkswirt Peter Praet wird erwogen, ein System abgestufter Einlagenzinsen einzuführen. Allerdings haben sich einige EZB-Offizielle schon skeptisch geäußert, ob solche Stufenzinsen wirklich wünschenswert oder notwendig seien.
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April 10, 2019 07:48 ET (11:48 GMT)
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