Der Medizinkonzern Fresenius
Sturm begrüßte den Vorstoß des Gesetzgebers, wonach sich die deutschen Krankenhäuser künftig durch Mindestfallzahlen etwa für bestimmte Operationen für Kostenerstattungen qualifizieren müssen. "Nur Übung macht den Meister." Damit leitet die Politik aus Sicht des Managers einen weiteren Wandel auf dem deutschen Gesundheitsmarkt ein, den einige Häuser mit zu geringen Behandlungszahlen nicht überleben dürften: "Dies ist der Einstieg in eine größere Krankenhaus-Konsolidierung", so Sturm.
Wo es Sinn mache und es keine kartellrechtlichen Bedenken gebe, stehe Fresenius bereit, weitere Krankenhäuser zu übernehmen. In Bayern und Baden-Württemberg etwa habe Helios noch "ausgesprochen weiße Flecken". Nach der Übernahme von mehr als 40 ehemaliger Rhön-Kliniken im Jahr 2013 seien die Wachstumsmöglichkeiten von Helios in Deutschland allerdings weitgehend ausgereizt. Gleichzeitig schloss Sturm nicht aus, dass Fresenius Helios-Kliniken werde abgeben oder sogar schließen müssen, wenn sich diese nicht mehr rentabel bewirtschaften ließen. Dies werde aber nur eine "sehr kleine Zahl von Einzelfällen" betreffen.
Fresenius hat angesichts der regulatorischen Neuerungen bereits damit begonnen, Kliniken bestimmte Therapiefelder zuzuordnen, um dort die Fallzahlen zu steigern. Im vergangenen Jahr hatte der Umbau in den Häusern jedoch auch für einen unerwartet hohen Abgang in der Ärzteschaft gesorgt. Weil wegen des zunehmenden Trends zur ambulanten Behandlung auch weniger Patienten über Nacht blieben, musste Helios Ergebniseinbußen hinnehmen.
Unerwartete Probleme bekam auch die Dialysetochter Fresenius Medical
Care (FMC)
2019 hat der sonst so erfolgsverwöhnte Konzern bereits zum Übergangsjahr erklärt. Fresenius will verstärkt investieren, um das Wachstumstempo künftig wieder zu beschleunigen. So sollen etwa in den deutschen Kliniken in diesem Jahr 1000 Pflegekräfte eingestellt werden.
Im vergangenen Jahr hatte der Dax-Konzern mit weltweit über 275 000 Mitarbeitern knapp 34 Milliarden Umsatz erzielt. Binnen fünf Jahren sei - im Einklang mit der aktuellen Konzernprognose - die Marke von 40 Milliarden Euro wahrscheinlich, so Sturm. "Wir sehen in allen unseren Märkten aus eigener Kraft ein Wachstumspotenzial im mittleren einstelligen Prozentbereich", wobei das konkrete Ausmaß durch Währungseffekte wie die Dollar-Entwicklung beeinflusst werden dürfte. Zusätzlichen Schub sollen Übernahmen bringen.
Nach dem gescheiterten Zukauf des US-Generikaherstellers Akorn im vergangenen Jahr ist jedoch zunächst 2019 nur mit eher kleineren Übernahmen zu rechnen. Binnen fünf Jahren wolle er einen "nennenswerten Zukauf" aber nicht ausschließen, so Sturm. Im Krankenhausgeschäft will sich Fresenius mit Akquisitionen im lateinamerikanischen Markt stärken, wie der Konzernlenker nochmals bekräftigte.
Ähnlich wie in Spanien, wo Fresenius mit der rund 5,8 Milliarden Euro schweren Übernahme der Klinikkette Quironsalud im Jahr 2017 den bislang größten Zukauf seiner Geschichte stemmte, lasse sich als Anbieter im unterversorgten lateinamerikanischen Krankenhausmarkt noch Wachstum erzielen. Einzelne Kliniken hatte Fresenius bereits in Peru und Kolumbien übernommen./tav/men/jha/
ISIN DE0005785802 DE0005785604
AXC0115 2019-04-11/10:08