Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Frankfurter Forscher haben ein neues Muster bei den Treibstoffpreisen an deutschen Tankstellen gefunden. Wie die Ökonomen Steffen Eibelshäuser und Sascha Wilhelm von der Goethe-Universität Frankfurt berichten, erhöhen die Tankstellen nicht mehr nur am Morgen, sondern am Vormittag ein weiteres Mal die Preise für Benzin und Diesel. Aus diesem Grund haben sich auch die Tageszeiten verändert, zu denen günstig getankt werden kann.
Die beiden Forscher haben herausgefunden, dass Aral als erste Marke die Vormittagspreiserhöhung am 30. März 2019 um 10.00 Uhr eingeführt hat. Seit Anfang April machen es ihnen die anderen Tankstellenketten nach. Somit kommt es in Deutschland aktuell jeden Tag zu bis zu fünf Preiserhöhungen. Dabei betragen die Preisschwankungen innerhalb eines Tages an ein und derselben Tankstelle bis zu 10 Cent pro Liter.
Am günstigsten tankt man nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler jeweils vor den Preiserhöhungsrunden, also typischerweise zwischen 9 und 10 Uhr, 12 und 13 Uhr, 15 und 16 Uhr sowie 20 und 21 Uhr. Während sich die Uhrzeiten für günstiges Benzin in den Tagesstunden immer wieder ändern, prognostiziert das Forschungsmodell auch für die Zukunft die besten Preise in den Abendstunden, kurz bevor die Mehrheit der Tankstellen schließt.
Die regelmäßigen Preiszyklen kommen nach Angaben der Frankfurter Forscher dadurch zustande, dass die Tankstellen durch gegenseitiges Unterbieten versuchen, die Kunden von der Konkurrenz abzuwerben. Sobald ein niedriges Preisniveau erreicht ist, lohnt sich das Unterbieten nicht mehr. Es folgt eine starke Preiserhöhung und das Spiel beginnt aufs Neue. Eibelshäuser und Wilhelm haben dafür ein spieltheoretisches Modell entwickelt, mit dem sie bereits jetzt zum zweiten Mal die Einführung einer weiteren Preiserhöhung vorhersagen konnten.
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April 12, 2019 09:46 ET (13:46 GMT)
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