In der Debatte über verpflichtende Masern-Impfungen für Kinder werden auch weitere Vorschläge zum besseren Gesundheitsschutz laut. Vor allem bei Erwachsenen zwischen 30 und 50 Jahren sei die Zahl der Geimpften noch immer zu gering, sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag). Dafür sei es nötig, prüfen zu können, wann und ob geimpft werden müsse. "Viele Menschen wissen aber gar nicht, wo ihr Impfpass gerade ist und haben ihn auch bei Arztbesuchen nicht dabei." Daher solle ein digitaler Impfausweis Teil der elektronischen Patientenakten sein, die die Kassen bis 2021 als freiwilliges Angebot einführen sollen.
Der Chef der Impfprävention beim bundeseigenen Robert Koch-Institut, Ole Wichmann, sagte dem Sender Bayern 2 am Dienstag: "Bevor man mit so einem Instrument wie der Impfpflicht ankommt, muss man genau abwägen, was man damit erreichen kann. Ich persönlich bin nicht ganz so überzeugt, dass wir damit ganz so viel anstellen können."
Bei Masern gebe es altersspezifische Impflücken, vor allem bei Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Älteren, erläuterte Wichmann. Bei Kleinkindern gebe es eine hohe Impfquote durch die verpflichtenden U-Untersuchungen. Bevor eine Impfpflicht eingeführt werde, sollten eher andere Dinge optimiert werden, wie ein verstärktes Werben von Krankenkassen und Ärzten für Untersuchungen von Jugendlichen ("J-Untersuchungen").
Die Bundesregierung bereitet Vorschläge für eine Impfpflicht vor, die Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Mai vorlegen will. Er hatte sich grundsätzlich für verpflichtende Masern-Impfungen für Kinder in Kitas und Schulen ausgesprochen. Auch die SPD unterstützt das.
Die Unions-Expertin Karin Maag (CDU) sagte, Impfgegner vergrößerten das Gesundheitsrisiko für die Allgemeinheit, denn Masern seien eine schwerwiegende Erkrankung. Sie halte es daher für richtig, eine Impflicht einzuführen. Linke-Chef Bernd Riexinger sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: "Im konkreten Fall der Masern spreche ich mich dafür aus, dass Kinder in Zukunft gegen Masern geimpft werden müssen, bevor sie in Kitas und Tagespflegeeinrichtungen in Kontakt mit anderen Kindern kommen."/sam/mni/DP/jha
AXC0247 2019-04-16/16:44