"Die Welt" zu Notre Dame/Franzosen:
"Es war schon nachts um eins, das Feuer war seit einiger Zeit unter Kontrolle, doch obwohl die größte Gefahr gebannt war, standen die Menschen noch immer auf den Uferpromenaden und den Brücken über der Seine. Sie standen dort und sangen. Es war, als stünden wir am Krankenbett eines geliebten Menschen, der dem Tod gerade noch mal von der Schippe gesprungen war, und als würden wir nicht wagen, ihn kurz unbeaufsichtigt zu lassen. So als fürchteten wir, die Kathedrale würde sterben, sobald wir ihr den Rücken zukehrten. In der stillen Ehrfurcht der Menschen lag tröstliche Schönheit. Sie machte aus uns eine Gemeinschaft, in Trauer vereint. Paris wieder. Erneut verletzt, wenn auch auf andere Art als bei den Attentaten, aber dieses Mal Mitten im Herzen. Die Tochter einer Freundin sagte vorwurfsvoll zu ihrer Mutter: "Wie kannst Du weinen? Es ist doch nicht das Bataclan. Niemand ist gestorben." Wir weinten trotzdem, als hätte uns dieses Feuer etwas geraubt, das unersetzlich ist."/DP/jha
AXC0005 2019-04-17/05:35