17. April 2019. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Trotz der Kursgewinne kommen Anleger nicht in Fahrt.
Goldberg sieht aber "ordentlichen Kaufbedarf" und hat einige Argumente dafür.
Eigentlich mag man es kaum glauben. Allein der DAX ist seit unserer vergangenen Stimmungserhebung um 2,1
Prozent (stichpunktbezogen) und seit Beginn des Jahres um mehr als 15 Prozent gestiegen. Und trotzdem
gelten europäische Aktien unter globalen Fondsmanagern den zweiten Monat in Folge als unpopulärste
Anlageklasse. Zumindest ergab dies die jüngste Umfrage von BofA Merrill Lynch per 11. April. Dass
europäische Aktien während der vergangenen Wochen insgeheim wohl doch auf den Kaufzetteln
internationaler Investoren standen, verrät die Gewichtung von Aktien der Eurozone. Waren diese im März
noch netto 8 Prozent in den Portfolien der internationalen Vermögensverwalter untergewichtet, haben
Rückkäufe dazu geführt, dass sich diese Untergewichtung zugunsten einer neutralen Positionierung
aufgelöst hat. Damit hat sich unsere Annahme weitgehend bestätigt, dass der DAX-Anstieg während der
vergangenen Wochen auf internationale Kapitalzuflüsse zurückzuführen gewesen sein dürfte.
Auch unsere heutige Sentiment-Umfrage zeigt deutlich, dass heimische institutionelle Investoren bei
deutschen Aktien immer noch nicht richtig zugreifen möchten. Denn der Optimismus dieser mittelfristig
orientierten Marktteilnehmer ist gegenüber der Vorwoche, gemessen an unserem Börse Frankfurt Sentiment-
Index, gerade einmal um 3 Punkte auf einen Stand von +1 gestiegen. Diese doch sehr kleine Veränderung
ist auf ein paar Glattstellungen vormals bearisher Engagements zurückzuführen, aber das Gros der
Investoren hat angesichts bislang fehlender günstiger Einstiegsmöglichkeiten beim DAX abgewartet, so
dass es auf der institutionellen Seite bislang nicht zu einer Short-Squeeze heimischer Investoren
gekommen ist.
Melt-up-Gefahr nicht von der Hand zu weisen
Mutiger zeigten sich indes die Privatanleger, die gegenüber der Vorwoche - wenn auch in übersichtlichem
Rahmen - wieder auf steigende Kurse setzen. Zumindest ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index in diesem
Panel um 10 Punkte auf einen Stand von +10 gestiegen. Dieser Zuwachs speist sich fast zu gleichen Teilen
aus ehemals neutral eingestellten Akteuren und einigen Pessimisten, die angesichts der DAX-Rallye das
Handtuch geworfen haben.
Unter dem Strich zeigen die Ergebnisse der heutigen Sentiment-Umfrage, dass sich national, aber auch
international die Freude über das neue Jahreshoch des DAX zurzeit in Grenzen hält. Zwar notieren wir
absolut lediglich bei den Privatanlegern einen nennenswerten Optimismus. Ein Optimismus, der sich bei
Betrachtung der Zeiträume von drei und sechs Monaten allerdings relativiert und so gesehen sogar immer
noch unter dem Durchschnitt der vergangenen Wochen liegt. Mit anderen Worten: Es gibt noch ordentlichen
Kaufbedarf. Zum einen, falls sich das Börsenbarometer in Richtung 11.800 Zähler zurückbewegen sollte.
Zum anderen jedoch, falls sich das seit zwei Wochen verlangsamende Aufwärtsmomentum wieder erhöhen
sollte. Dann wäre eine veritable Shorts-Squeeze nicht auszuschließen. Tatsächlich ist, um es mit den
Worten von BlackRock-Chef Larry Fink auszudrücken, der Boden für einen sogenannten "melt-up" (vgl.
Financial Times) angesichts eines gesünderen Wachstums in den USA und China bereitet. Vor allem, weil es
derzeit zu viel globalen Pessimismus gibt, wie Fink meint.
17. April 2019, © Goldberg & Goldberg für boerse-frankfurt.de
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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