FRANKFURT (Dow Jones)--Bayer hat im Zuge ihrer Berufung gegen das erste ergangene Schadensersatzurteil für ihren Unkrautvernichter Roundup nun bei Gericht die Aufhebung des Jury-Urteils beantragt. Alternativ dazu macht das Unternehmen erstmals auch geltend, dass zumindest ein neues Verfahren im Fall Johnson angeordnet werden müsse, und begründet das mit Verfahrensfehlern des zuständigen Prozessgerichtes.
Ein neues Verfahren müsse auch durchgeführt werden, weil der zuerkannte Schadensersatz übertrieben hoch gewesen sei, heißt es in dem ersten Berufungsschriftsatz, den die Bayer-Tochter Monsanto am Mittwoch bei dem Berufungsgericht des Staates Kalifornien eingereicht hat. Zudem müsse der Strafschadensersatz aufgehoben werden. "Die im Verfahren vorgelegten Beweise stützen nicht das Urteil der Jury, wonach Monsanto - wie vom kalifornischen Recht gefordert - mit 'Vorsatz und Arglist' gehandelt habe", führt Bayer aus.
Ein Geschworenengericht in San Francisco hatte Monsanto im August 2018 zunächst zu einer Zahlung von 289,2 Millionen Dollar verurteilt. Davon sollen 39,2 Millionen Dollar als Entschädigung an den Hausmeister Dewayne Johnson gezahlt werden, der an Lymphdrüsenkrebs erkrankt ist und dies auf seinen Umgang mit Roundup zurückführt. Die Richterin hatte die Gesamtsumme zwar auf 78 Millionen Dollar gesenkt, die Einschätzung, dass Glyphosat für den Krebs des Klägers ursächlich sei, jedoch bestätigt.
Bayer verwehrt sich einerseits gegen den Vorwurf, dass Monsanto nicht ausreichend vor den Gefahren gewarnt habe. Zu dem für die Klage relevanten Zeitpunkt habe unter führenden Wissenschaftlern Einigkeit darüber bestanden, dass Glyphosat kein Krebsrisiko für den Menschen berge. Auch habe ein Zusammenhang zwischen der Erkrankung des Klägers und dem Monsanto-Produkt Roundup nicht "mit hinreichender medizinischer Wahrscheinlichkeit" nachgewiesen werden können.
Andererseits verweist Bayer erneut darauf, dass führende Regulierungsbehörden in den USA und weltweit zu der Schlussfolgerung kommen, dass "diese Produkte bei sachgemäßer Verwendung sicher sind und Glyphosat nicht krebserregend ist".
"Angesichts des weltweiten Konsenses auf regulatorischer Ebene gibt es keine Rechtsgrundlage für eine Jury, Monsanto auf der Basis von gezielt ausgesuchten und unzuverlässigen Beweisen für haftbar zu erklären", erklärte Bayer. Der Konzern stehe hinter den Herbiziden und werde diese weiterhin entschieden verteidigen.
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April 24, 2019 14:59 ET (18:59 GMT)
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