Von Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Bayer-Aufsichtsrat hat Konzernschef Werner Baumann und dem gesamten Vorstand nach der Nicht-Entlastung durch die Aktionäre in einer kurzfristig anberaumten Sitzung einstimmig das Vertrauen ausgesprochen. Auch der von Baumann verfolgten Strategie stimmte das Kontrollgremium ausdrücklich zu, wie es in einer Mitteilung von Bayer heißt, die in der Nacht zum Samstag verbreitet wurde.
"Wir nehmen das Abstimmungsergebnis der Hauptversammlung sehr ernst", erklärte Aufsichtsratschef Werner Wenning. "Gleichzeitig steht der Bayer-Aufsichtsrat geschlossen hinter dem Vorstand." Schon am Morgen hatte er Baumann den Rücken gestärkt. Der Empfehlung eines Aktionärsvertreters, die Entlastung angesichts des derzeit nicht absehbaren Ausgangs der Glyphosat-Prozesse zu vertagen, war Wenning nicht gefolgt.
Die Aktionäre hatten am späten Abend mit einer Mehrheit von knapp 56 Prozent gegen eine Entlastung des Vorstandes um Baumann gestimmt; der Aufsichtsrat bekam mit gut 66 Prozent noch das Vertrauen ausgesprochen. Es ist ein einmaliger Vorgang bei einem DAX-Konzern, dass die Aktionäre einem amtierenden Vorstand das Vertrauen entzogen. Obwohl das Votum rechtlich folgenlos ist, wurde Baumanns Position dadurch erheblich geschwächt.
Die Aktionäre lasten Vorstand und Aufsichtsrat an, die Rechtsrisiken zum Unkrautvernichter Glyphosat, den der Konzern mit dem Agrarkonzern Monsanto eingekauft hat, massiv unterschätzt und damit die Zukunft des Unternehmens damit aufs Spiel zu haben. Der Wert des Bayer-Konzerns ist inzwischen auf 57 Milliarden Euro gefallen, das entspricht in etwa dem Kaufpreis der im vergangenen Jahr für Monsanto gezahlt wurde.
Wenning wertete die Nicht-Entlastung als ein deutliches Signal der Aktionäre an den Vorstand, "die Stärken der Bayer AG künftig wieder deutlicher zur Geltung zu bringen" und versprach, Baumann dabei zu unterstützen, "das Vertrauen der Aktionäre und weiterer Stakeholder in das Unternehmen und seine Strategie schnellstmöglich und vollständig wieder zurückzugewinnen".
Vorrangig sei dabei eine "erfolgreiche Verteidigung in den anstehenden Berufungsverfahren und Gerichtsverhandlungen zu Glyphosat" und das Erreichen der operativen Wachstums- und Renditeziele, erklärte er.
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April 26, 2019 18:51 ET (22:51 GMT)
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