Ein härterer Wettbewerb hat den
Kunststoffkonzern Covestro
"Ich glaube wirklich, dass der Automobilsektor noch etwas verspricht für das zweite Halbjahr", sagte Steilemann im Gespräch mit der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Covestro erzielt rund ein Fünftel der Erlöse mit der Autobranche. Zudem hätten Anlagenstillstände wegen Wartungsarbeiten im Wesentlichen bereits im ersten Quartal stattgefunden, so dass Covestro in der zweiten Jahreshälfte größere Mengen anbieten könne.
Covestro rechnet 2019 weiterhin mit einem Mengenwachstum im Kerngeschäft im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich. Im ersten Quartal muss der Dax-Konzern hier eine kleine Delle von minus 1,8 Prozent ausbügeln. Die Jahresprognose für den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) liegt mit unverändert 1,5 bis 2,0 Milliarden Euro weiterhin in einer recht großen Spanne, die das schwierige Geschäftsumfeld verdeutlicht. Am unteren Ende wäre das weniger als die Hälfte des 2018 erzielten Wertes.
Für das laufende zweite Quartal stellt Steilemann ein Ebitda auf dem Niveau der ersten drei Monate in Aussicht, in denen der Betriebsgewinn im Vergleich zum außergewöhnlich starken Vorjahreszeitraum um etwas mehr als 58 Prozent auf 442 Millionen Euro absackte. Während das erste Quartal etwas besser gelaufen sei als gedacht, liege der Ausblick für das zweite Jahresviertel unter den Erwartungen, schrieben die Analysten Chetan Udeshi von der Bank JPMorgan und Michael Schäfer von der Commerzbank in ihren jeweiligen Studien zu den Zahlen. Unter dem Strich verdienten die Leverkusener mit 179 Millionen Euro rund 72 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Der Aktienkurs geriet am Vormittag zunächst unter Druck, erholte sich aber im Verlauf auf ein zuletzt moderates Minus. Ein Händler betonte, dass bereits viel Negatives in den Kurs eingepreist sei. So kosten die Papiere derzeit mit rund 50 Euro nur wenig mehr als die Hälfte ihres Anfang 2018 erreichten Rekords.
Analyst Schäfer hob die Entwicklung des operativen Barmittelflusses (freier operativer Cashflow) als negativen Punkt hervor. Dieser belief sich im ersten Quartal auf minus 45 Millionen Euro und könnte laut dem Branchenexperten wegen der Bonuszahlungen an die Mitarbeiter auch im zweiten Jahresviertel rückläufig bleiben. Für das Gesamtjahr stellt Covestro weiterhin ein Plus von 300 bis 700 Millionen Euro für diese Kenngröße in Aussicht, die auch mit Blick auf die Dividende wichtig ist.
Beim Umsatz schlugen die niedrigeren Verkaufspreise derweil nicht ganz so stark durch wie beim operativen Gewinn und dem Barmittelfluss. So sanken die Erlöse um knapp 16 Prozent auf 3,18 Milliarden Euro. Zu Beginn des vergangenen Jahres hatte Covestro allerdings noch von Produktionsausfällen der Konkurrenz bei gleichzeitig guter Nachfrage profitiert, was zu einer außergewöhnlich starken Entwicklung geführt hatte.
Die Absatzpreise gerieten dann im Jahresverlauf unter Druck - und eine echte Entspannung zeichnet sich noch nicht ab. Während sich die Preise beim Schaumstoff-Grundstoff MDI laut Steilemann stabilisieren und vielleicht sogar etwas erholen könnten, bleibe der Preisdruck bei dem Schaumstoff-Vorprodukt TDI und den harten Kunststoffen Polycarbonaten hoch.
Rund lief es dagegen im ersten Quartal im kleinsten der drei Unternehmensbereiche. Die Sparte CAS für Lacke, Klebrohstoffe und Spezialanwendungen steigerte Umsatz und operatives Ergebnis leicht. Sie soll perspektivisch weiter gestärkt werden, auch kleinere Übernahmen werden angestrebt. Steilemann betonte erneut, dass sich das Management Ziele gerade in diesem Bereiche intensiv anschaue, es aber noch nichts Konkretes zu berichten gebe./mis/tav/fba
ISIN DE0006062144
AXC0099 2019-04-29/10:52