Der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, erwartet in der Eurozone ein Anziehen der Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte. "Es gibt zwar derzeit noch keine harten Zahlen, die eine Trendwende belegen würden", sagte der Ökonom am Montag in Frankfurt. Er geht jedoch von einem Nachlassen externer Belastungsfaktoren aus.
Die Konjunkturentwicklung im Währungsraum bleibe zunächst gespalten, sagte der Ökonom. Während die exportabhängige Industrie stagniere oder sich schon in einer leichten Rezession befinde, zeigten sich der Dienstleistungssektor und die Bauwirtschaft weiterhin robust. Die Entwicklung zeige, wie stark die weltwirtschaftliche Entwicklung auf der Wirtschaft laste.
Schmieding geht aber davon aus, dass China seine Schwächephase dank der Konjunkturstützungsmaßnahmen der Regierung überwinden wird. Auch der Handelskonflikt zwischen den USA und China wird nach seiner Einschätzung gelöst werden. Es habe hier eine Reihe von positiven Signalen geben. Beim Handelskonflikt zwischen den USA und der EU sei zwar eine Lösung schwierig. Aber auch hier erwartet Schmieding keine Eskalation, da beide Wirtschaftsräume gleichermaßen vom Handel abhingen.
Den Wahlausgang in Spanien sieht Schmieding überwiegend positiv. Dank der Stärke der Sozialisten dürfte der Einfluss der Linksaußenpartei Podemos zurückgehen. Schmieding würde ein Zusammengehen der Sozialisten mit den liberalen Ciudadanos befürworten. Bisher hatten die Ciudadanos dies aber abgelehnt.
Dass sich eine solide Regierungspolitik auszahle, zeige der Unterschied zwischen italienischen und spanischen Staatsanleihen, sagte der Ökonom. Seit dem Antritt der populistischen Regierung in Italien müsse Italien deutlich höhere Risikoaufschläge zahlen als Spanien. In Spanien hält Schmieding weiterhin Wachstumsraten von rund zwei Prozent für möglich./jsl/bgf/he
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