BERLIN (Dow Jones)--Deutschland und Frankreich streben beim Balkangipfel in Berlin einen offenen Dialog an, damit Probleme besonders zwischen Serbien und dem Kosovo angesprochen und mögliche Lösungswege identifiziert werden können. Ziel sei es, die Stabilität in der Region zu stärken, die noch immer unter den Folgen der Jugoslawienkriege leidet. Das erklärten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Montag vor Beginn des Treffens mit Staats- und Regierungschefs der Region.
Ein zentrales Thema wird der andauernde Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo sein. Das Kosovo hatte sich 2008 von Serbien unabhängig erklärt, was Belgrad nicht anerkannt hat. Auch gibt es zwischen beiden Streit über Grenzziehungen in der Region.
"Es ist heute eine offene Diskussion, es geht nicht um Beschlussfassung, es geht darum, dass wir ehrlich und gemeinsam ins Gespräch kommen", sagte Merkel während eines gemeinsamen Statements mit Macron. Nur die gesamte Region könne sich entwickeln. "Es können keine Abkommen gemacht werden zu Lasten anderer, die dann die Folgen zu tragen haben" warnte Merkel.
Es ginge darum, wie im Blick auf Serbien und Kosovo die Entwicklung begleitet und vorangebracht werden könne, damit verhindert werde, dass Probleme noch unlösbarer erscheinen, so Merkel. Sie kritisierte zudem die Entscheidung des Kosovo, auf Waren aus Serbien Sonderzölle in Höhe von 100 Prozent zu erheben. Die sei eine Entwicklung, "die nicht gerade in die richtige Richtung" weise. Als Reaktion auf die Zölle hatte Belgrad von Brüssel vermittelte Gespräche abgebrochen.
Macron betonte, dass alle eine "politische Verantwortung" zur Zusammenarbeit hätten, damit beide Parteien den Dialog wieder miteinander aufnehmen.
Bislang hat es keinen Fortschritt bei der Beilegung des Konflikts gegeben. Einen Austausch von Gebieten, um Streitigkeiten zwischen der jeweils anderen Minderheit beizulegen, steht Merkel skeptisch gegenüber. Sie fürchten, dass solche Grenzveränderungen Risiken für die Stabilität der Region bergen. Frankreich hat sich jüngst offener für mögliche Grenzveränderungen gezeigt.
Erst nach einer Beilegung aller Gebietsstreitigkeiten kann Serbien wie angestrebt der EU beitreten. Serbien ist bereits offiziell EU-Beitrittskandidat, das Kosovo führt die EU als potenziellen Kandidaten.
Merkel und Macron betonten, es gehe bei dem Treffen nicht um Beitrittsverhandlungen der Balkanstaaten zur Europäischen Union.
An dem Treffen in Berlin nehmen Staats- und Regierungschefs aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Kosovo, Montenegro, Serbien, Slowenien und die Hohen Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik teil.
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April 29, 2019 12:19 ET (16:19 GMT)
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