(Neu: Aussagen aus Investorenkonferenz, aktueller Kurs)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Börse
Die Nettoerlöse stiegen um vier Prozent auf 721 Millionen Euro. Damit erfüllte die Deutsche Börse die Erwartungen der Experten beim Erlös, übertraf aber die durchschnittliche Prognose der Analysten beim Gewinn deutlich. Der Konzern bestätigte zudem seine Prognose für 2019 - demnach soll der bereinigte Gewinn um rund zehn Prozent steigen und die Erlöse aus eigener Kraft um mindestens fünf Prozent zulegen.
Im ersten Quartal konnte die Deutsche Börse die stagnierenden Erlöse in der Derivatesparte Eurex, dem größten Bereich, und dem Rückgang im Aktienhandel mit Zuwächsen in anderen Bereichen mehr als kompensieren. "In einem schwachen Aktienmarktumfeld konnten wir unsere Stärken wie das planmäßige Wachstum der strukturell bedingten Nettoerlöse in Höhe von 5 Prozent und unser diversifiziertes Geschäftsmodell voll ausspielen", sagte Finanzvorstand Gregor Pottmeyer.
Die Deutsche-Börse-Aktie legte am Nachmittag zuletzt 1,15 Prozent auf 118,30 Euro zu und war damit einer der größten Gewinner in einem mauen Gesamtmarkt. Das Papier näherte sich zudem wieder dem im vergangenen Sommer erreichten Mehrjahreshoch von 121,15 Euro. Die Deutsche Börse sei gut in das Jahr gestartet, schrieb LBBW-Analyst Jürgen Graf in einer Studie. Auch andere Experten äußerten sich lobend.
Weimer hat das Unternehmen nach dem Krisenjahr 2017 mit der wieder einmal gescheiterten Übernahme der Londoner Börse und dem Insiderskandal um den Ex-Chef Carsten Kengeter wieder in ein ruhigeres Fahrwasser geführt. Er setzt nicht mehr auf große Übernahmen, sondern auf selektive Zukäufe vor allem in Bereichen, die das Unternehmen unabhängiger vom volatilen Aktienmarkt machen - wie dem Devisenhandel oder dem Indexgeschäft.
Zu den laufenden Gesprächen mit dem Finanzdatenanbieter Refinitiv gab es keine Neuigkeiten. Weimer sagte bei einer Investorenkonferenz, dass es keinen konkreten Zeitplan gibt, aber in den kommenden Wochen mit Nachrichten zu rechnen ist. Er bekräftigte damit frühere Aussagen. Der Konzern hatte Anfang April bestätigt, dass es Verhandlungen mit Refinitiv über einige Bereiche des Devisenhandels gibt.
"Der in den Marktgerüchten genannte Kaufpreis von 3,5 Milliarden US-Dollar (rund 3,1 Mrd Euro) sowie die unmittelbar bevorstehende Unterzeichnung verbindlicher Verträge entbehren jeder Grundlage", hatte es damals vonseiten der Deutschen Börsen geheißen. Der Marktwert der Refinitiv-Devisenhandelsplattform FXall wird von Experten auf eben diesen Preis geschätzt.
Die Deutsche Börse könnte aber nur Teile übernehmen. Aber auch ein Kaufpreis in dieser Größenordnung wäre für die Deutsche Börse wohl kein Problem - das Unternehmen hat zum einem 1,5 Milliarden Euro für Zukäufe in der Kasse. Aber selbst, wenn es alles sein sollte, wäre die Finanzierung wohl kein Problem. So hatte Weimer zuletzt immer wieder betont, dass Investoren voll und ganz hinter seiner Strategie stehen und auch eine Kapitalerhöhung unterstützen würden.
Weimers Kurs kommt bei den Anlegern gut an. Seit seinem Amtsantritt Anfang 2018 zog der Börsenwert des Unternehmens um rund ein Fünftel auf knapp 22,5 Milliarden Euro an. Neben dem Ausbau des Geschäfts durch Zukäufe setzt er auf Einsparungen. Das half der Deutschen Börse auch im ersten Quartal - so gingen die operativen Aufwendungen trotz des anziehenden Geschäfts um ein Prozent auf 273 Millionen Euro zurück.
Der frühere HVB-Chef will die jährlichen Fixkosten bis Ende 2020 um rund 100 Millionen Euro drücken. Die Hälfte der Einsparungen soll aus dem Personalbereich kommen. Dafür sollen Stellen in Frankfurt wegfallen und an Billigstandorten wie Cork (Irland) oder Prag entstehen. Am Ende soll das Unternehmen größer sein als zuletzt. "Bis Ende 2020 wollen wir nicht nur ein effizienteres Unternehmen sein, sondern auch ein größeres mit mehr Mitarbeitern als heute", hatte Weimer bei der Ankündigung des Sparprogramms gesagt.
Bis dahin sollen auch im Aufsichtsrat die Konsequenzen aus dem Krisenjahr 2017 gezogen sein. Denn das Unternehmen hatte bereits am Montagnachmittag mitgeteilt, dass der in der Kritik stehende Aufsichtsratschef Joachim Faber sein Amt mit Ablauf der Hauptversammlung 2020 niederlegt. Er hatte bereits bei dem Aktionärstreffen vor einem Jahr einen vorzeitigen Abtritt im Laufe seiner dritten dreijährigen Amtszeit angedeutet. Über die Nachfolge werde "zu gegebener Zeit" informiert.
Die vielen Probleme im Jahr 2017 hatten den heute 68-jährigen Faber, der seit Mitte 2012 an der Spitze des Aufsichtsgremiums steht, in die Kritik gebracht. Die geplante Fusion mit der Londoner Börse LSE scheiterte auch deshalb, weil den Verantwortlichen der Deutschen Börse ein Plan B für den Fall des Brexits zu fehlen schien. Zudem brachte der Aufsichtsrat unter Fabers Vorsitz ein auf den inzwischen zurückgetretenen Chef Carsten Kengeter zugeschnittenes Vergütungsprogramm auf den Weg, das Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Frankfurt wegen möglichen Insiderhandels nach sich zog./zb/jha/he/fba
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AXC0294 2019-04-30/15:27