BERLIN (Dow Jones)--Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat die Forderungen von Juso-Chef Kevin Kühnert nach der Kollektivierung von Großunternehmen und der Beschränkung von Immobilienbesitz scharf zurückgewiesen.
"Ich halte die Vergemeinschaftung von Unternehmen für einen absolut unsinnigen Vorschlag, weil es letztlich Europa und auch Deutschland nicht sozialer, sondern weniger sozial machen wird, weniger leistungsfähig", erklärte Institutspräsident Marcel Fratzscher am Donnerstag auf einer Pressekonferenz.
Zuvor hatte Kühnert in einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit gesagt, dass ohne Kollektivierung eine Überwindung des Kapitalismus nicht denkbar sei. Er forderte auf demokratischem Wege die Kollektivierung von großen Unternehmen, wie beispielsweise den Automobilhersteller BMW, und die Beschränkung von Immobilienbesitz.
Die beste Antwort auf die Herausforderungen sei eine gut funktionierende soziale Marktwirtschaft. Es sei zwar richtig, dass man darüber diskutieren müsse, wie die Teilhabe von großen Teilen der Gesellschaft am wirtschaftlichen Erfolg verbessert werden könne. Aber Kühnerts Vorschläge würden nicht die Probleme lösen.
"Das Problem ist nicht, dass oben einige zu viel haben oder zu erfolgreich sind, sondern das Problem ist, dass wir knapp 4O Prozent in Deutschland haben, die in den letzten 20, 25 Jahren praktisch keine Lohnsteigerungen gesehen haben, die praktisch keine private Vorsorge betreiben", so Fratzscher. "Das erfordert andere Lösungsansätze, als das was Herr Kühnert vorschlägt."
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May 02, 2019 07:10 ET (11:10 GMT)
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