(neu: Aktienkurs aktualisiert, mehr Details aus Analystencall und weitere Stimme.)
WOLFSBURG (dpa-AFX) - Volkswagen
Mit Blick auf die Konkurrenz und die schwachen Verkaufszahlen des ersten Quartals fielen "die Umsatz- und Ergebnisgrößen des Volkswagen-Konzerns relativ stark aus", urteilte NordLB-Analyst Frank Schwope. Konzern-Finanzchef Frank Witter sprach von einem guten Start ins Jahr. Dennoch wirkten sich der schwache Markt in China und die Milliardenkosten für Rechtsstreitigkeiten aus - unter dem Strich verdiente der Konzern im ersten Quartal 3,05 Milliarden Euro und damit 7,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Vor Zinsen und Steuern gab das Ergebnis um gut 8 Prozent auf rund 3,9 Milliarden Euro nach.
In der erneut angeschwollenen Abgasrechnung seien Kosten für Rechtsanwälte, Vergleiche und ausstehende Verfahren enthalten, sagte Witter. Damit seien derzeit absehbare Kosten abgedeckt, weitere aber nicht ausgeschlossen. Das meiste Geld floss bis dato in Nordamerika, wo der Konzern teure Vergleiche geschlossen hatte. Die Folgen des Dieselskandals werden den Konzern weiter belasten: Allein in Deutschland sind über 60 000 Verfahren unzufriedener Dieselkunden anhängig. Dazu kommen milliardenschwere Klagen von Aktionären, die sich vom Konzern zu spät über das finanzielle Ausmaß der Dieselaffäre informiert fühlen.
Der VW
Volkswagen sei solide ins Jahr gestartet und habe mit dem Umsatz sowie insbesondere mit dem operativen Ergebnis die Markterwartungen übertroffen, lobte Analyst Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan. Arndt Ellinghorst vom Analysehaus Evercore ISI teilte diese Einschätzung. Angesichts der Tatsache, dass das erste Quartal für die meisten Unternehmen sehr schwierig gewesen sei, habe sich Volkswagen gut geschlagen.
Derweil merkte Philippe Houchois vom Analysehaus Jefferies an, dass die Kosten für Rechtsrisiken wegen des Diesel-Skandals mit einer Milliarde Euro höher als erwartet ausfielen. Auch sein Kollege Patrick Hummel von der Schweizer Großbank UBS sah darin eine negative Überraschung.
Die Kernmarke mit dem VW-Logo hatte besonders an den Sondereinflüssen aus Rechtsrisiken zu knabbern - diese belaufen sich für die Marke auf 400 Millionen Euro. Der Rest verteile sich im Konzern, sagte Witter. Nähere Angaben wollte er nicht machen.
Die Stammmarke steigerte ihr Ergebnis vor Zinsen und Steuern im ersten Quartal jedoch von 879 Millionen Euro auf 921 Millionen Euro - allerdings vor den Sondereinflüssen. Neben Kosteneinsparungen war vor allem ein Schwenk hin zu teureren Autos dafür verantwortlich. Die Erlöse der Marke kletterten so auf Jahressicht trotz geringerer Auslieferungen um 7,1 Prozent auf 21,5 Milliarden Euro. Das Unternehmen will zusätzlich zum laufenden Sparprogramm bei der Marke weitere bis zu 7000 Stellen in der Verwaltung streichen, um den Kern des Konzerns stärker auf Rendite zu trimmen.
Derzeit schraubt VW vor allem den Anteil der angesagten Stadtgeländewagen nach oben. Nach Angaben von Konzern-Vertriebschef Christian Dahlheim soll der SUV-Anteil von zuletzt 23 Prozent im laufenden Jahr auf 33 Prozent der weltweiten Auslieferungen steigen - und bis 2020 sogar auf rund 40 Prozent. Die Verkaufszahlen von Elektroautos will VW in diesem Jahr auf über 100 000 vervierfachen - und 2020 dann auf mehr als eine halbe Million Stromer nochmals verfünffachen.
Im ersten Quartal lieferte Volkswagen rund 2,6 Millionen Fahrzeuge aus, das waren 2,8 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Konzernumsatz stieg allerdings dennoch um 3,1 Prozent auf 60 Milliarden Euro.
Audi
Zwar stelle die konjunkturelle Lage Volkswagen vor Herausforderungen, erklärte Witter. Aber: "An unseren Zielen für 2019 halten wir trotzdem fest." Der Konzernumsatz im Gesamtjahr soll um bis zu 5 Prozent zulegen. Die operative Umsatzrendite vor Sondereinflüssen - also der Anteil des operativen Gewinns am Umsatz - soll zwischen 6,5 und 7,5 Prozent liegen. Auch die Auslieferungen sollten den Wert des Vorjahres leicht übertreffen. 2018 hatte VW mit 10,83 Millionen Fahrzeugen mehr Autos ausgeliefert als jemals zuvor./tst/men
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