Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat Verständnis für die von Juso-Chef Kevin Kühnert angestoßene Sozialismus-Debatte gezeigt. "Herr Kühnert trifft zu Recht einen Nerv", sagte Fratzscher dem Portal n-tv.de. Die soziale Polarisierung in Deutschland nehme zu. "Wir haben einen ungewöhnlich großen Niedriglohnbereich, das Armutsrisiko steigt trotz Wirtschaftsbooms", sagte der Ökonom. "Die Ungleichheit nimmt zu, viele Menschen sind unzufrieden, auch wegen der steigenden Mieten in den Großstädten." Sehr viel Vermögen befinde sich in der Hand von relativ wenigen.
Allerdings seien die meisten Unternehmer verantwortungsvoll. Fratzscher betonte: "Zurück zum Sozialismus kann nicht die richtige Antwort sein." Auch eine Enteignung von Privatunternehmen sei nicht die richtige Antwort auf existierende Probleme. "Die Frage ist vielmehr, wie man die wenigen schwarzen Schafe, die die Marktwirtschaft missbrauchen, besser reguliert."
Kühnert, der Vorsitzende der SPD-Nachwuchsorganisation, hatte in einem Interview gesagt, dass er für eine Kollektivierung großer Unternehmen "auf demokratischem Wege" eintrete. Sein Partei forderte er auf, die Debatte auch in Wahlkampfzeiten ernst zu nehmen./bw/DP/stw
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AXC0152 2019-05-03/12:09