Für den Fall der Einführung einer Masern-Impfpflicht hält Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery Strafen für Verstöße generell für gerechtfertigt, kann sich aber Ausnahmen vorstellen. Der Präsident der Bundesärztekammer gab im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur zu bedenken: "Eine Impfpflicht lässt sich leicht verlangen, aber ist schwer umzusetzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Kinder mit der Polizei zum Impfen schleppt." Deshalb müsse man versuchen, mit Vernunft auf die Menschen einzuwirken - das bedeute vor allem mit Aufklärung. Er fügte hinzu: "Sie werden darüber hinaus aber auch an einigen Strafen nicht vorbeikommen."
Montgomery sagte weiter: "Man wird auch Kommissionen gründen müssen, die denjenigen Eltern und Kindern, die schwerwiegende Gründe gegen die Impfung haben - denn die gibt es auch -, ermöglichen, von einer Impfung abzusehen. Mir schwebt da so was vor wie früher bei der Wehrpflicht. Die galt auch für alle, aber es gab Kommissionen, die die Verweigerer anerkannten. So etwas brauchen wir auch für Impfungen."
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will Masern-Impfungen für Kita- und Schulkinder zur Pflicht machen. Nach einem Gesetzentwurf sollen Kinder ohne Impfschutz künftig vom Kita-Besuch ausgeschlossen werden können. Bei Schulen sei dies nicht möglich, da dort die Schulpflicht gelte. "Aber wer sein Kind nicht impfen lässt, dem drohen Bußgelder in Höhe von bis zu 2500 Euro", hatte Spahn der "Bild am Sonntag" gesagt.
Der Ärztepräsident unterstützt die Pläne. "Damit wir in Zukunft gefährliche Krankheiten ausrotten können, begrüße ich eine Impfpflicht gegen Viruserkrankungen wie zum Beispiel Masern." Montgomery warb erneut für eine Ausweitung. Aus Gründen der Einfachheit seien vier Impfungen zusammengefasst, gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken - diese Vierfachimpfung könne in eine Impfpflicht mit einfließen. Die Impfungen bekämen Kinder, wenn sich die Eltern nicht aktiv dagegen wehrten.
Die Masern als Erkrankung seien "recht gefährlich", weil sie Lungenentzündungen und Hirnhautentzündungen hervorrufen könnten, sagte Montgomery: "Manche Kinder sterben erst zehn Jahre, nachdem sie sich mit den Masern infiziert haben. Das ist ein grausames Martyrium, was man diesen Kindern zumutet, und deswegen ist die Impfung das deutlich kleinere Risiko."/hoe/DP/zb
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