
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Der scheidende Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), Peter Praet, befürwortet eine Diskussion über die geldpolitische Strategie der EZB. Allerdings dürfe dabei nicht der Eindruck entstehen, dass die bestehende Strategie gescheitert sei, sagte Praet in Frankfurt. "Wenn man den Höhepunkt des Zyklus mit Nullzinsen erreicht, was soll die Geldpolitik dann tun?", sagte Praet. Vor dem Hintergrund einer derart veränderten Welt, wäre er durchaus dafür, über eine neue Strategie nachzudenken. Praet verlässt Ende des Monats nach acht Jahren das EZB-Direktorium.
Laut Praet darf eine Strategiediskussion aber nicht von der Wahrnehmung belastet sein, dass die EZB mit ihrer bisherigen Strategie gescheitert sei. Seiner Ansicht nach ist sie das auch nicht, auch wenn sie ihr Ziel von knapp 2 Prozent Inflation seit längerem nicht erreicht. "Wenn Leute sagen, die Strategie habe versagt, dann muss man bedenken, dass wir schlimme Schocks hatten", sagte Praet.
Bis 2015 habe die EZB-Strategie gute Ergebnisse erzielt, aber dann sei der Schock von den Schwellenländern gekommen, dann die konjunkturelle Verlangsamung in China, dann die protektionistische Bedrohung und neue Fragen um Italien. "Man kann über den Erfolg unserer Strategie schlecht entscheiden, denn es kamen ständig neue Schocks", sagte Praet.
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May 06, 2019 12:41 ET (16:41 GMT)
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