Von Olaf Ridder
MÜNCHEN (Dow Jones)--Siemens will die neu gebildete Sparte Gas & Power mit dem schwächelnden Kraftwerksgeschäft aus dem Konzern ausgliedern und bis zum September nächsten Jahres an die Börse bringen. Als Mitgift bekommt die Abspaltung die 59-prozentige Siemens-Beteiligung am Windenergieunternehmen Siemens Gamesa. Einen entsprechenden Beschluss fasste der Aufsichtsrat des Technologiekonzerns am Dienstagabend auch mit den Stimmen der Arbeitnehmerbank. Die endgültige Entscheidung liegt aber bei den Aktionären, wie Siemens am Abend mitteilte.
Siemens wird im Zuge des Börsengangs die Mehrheit abgeben und beide Bereiche damit dekonsolidieren, will aber als starker Ankeraktionär engagiert bleiben. Der Anteil soll anfänglich bei etwas weniger als 50 Prozent liegen und auf Sicht die Sperrminorität nicht unterschreiten, heißt es in der Mitteilung weiter. Siemens will das neue Unternehmen bei Finanzierungen, Vertrieb und mit der Lizenzierung der Marke Siemens weiter unterstützen.
Vor dem Kapitalmarkttag am Mittwoch, auf dem die Siemens-Führung Analysten und Investoren die Umsetzung der im vergangenen Sommer vorgestellten Strategie "Vision 2020+" erläutern will, ist damit schon eine der wichtigen Fragen geklärt. Bei dem geplanten Carve-out für Gas & Power handelt es sich um einen Strategieschwenk.
Der Geschäftsbereich mit 18,1 Milliarden Euro Jahresumsatz und gut 70.000 Mitarbeitern zählte bislang zu den drei "Operating Companies", die nach dem Willen von Siemens-Chef Joe Kaeser eigenständiger agieren sollen. Mit dem Spinoff-Beschluss zu Gas & Power gibt es künftig nur noch zwei "Operating Companies" unter dem Dach des Siemens-Konzerns: Digital Industries mit der Industriesoftware und der Prozessautomatisierung sowie Smart Infrastructure mit Gebäudetechnik, Energieverteilung, Ladetechnik sowie Stromspeicherung.
Gas & Power umfasst neben der traditionellen Kraftwerkstechnik auch das Geschäft mit der Ausrüstung für die Öl- und Gasindustrie sowie für Hochspannungsnetze. Das einst ertragreiche Geschäft ist nach Einschätzung der Siemens-Führung dauerhaft auf dem absteigenden Ast: Turbinen für große, fossil betriebene Kraftwerke sind immer weniger gefragt, seit weltweit verstärkt auf Erneuerbare Energien gesetzt wird. Angesichts des strukturellen Wandels baut Siemens weltweit rund 6.000 Stellen ab. In der jetzigen Struktur ist der Gewinn von Gas & Power im vergangenen Jahr um gut 60 Prozent eingebrochen.
Siemens-Chef Kaeser sprach von einem "einzigartig ganzheitlich aufgestellten Spezialist im Energie- und Elektrizitätssektor, der wie kein anderer Wettbewerber die gesamte Bandbreite im Energiemarkt abbildet."
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May 07, 2019 12:17 ET (16:17 GMT)
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