
BERLIN (Dow Jones)--Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat angesichts der neuesten vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Produktionszahlen ein positiveres Bild der deutschen Konjunkturentwicklung gezeichnet. "Das konjunkturelle Bild ist freundlicher, als es derzeit öffentlich diskutiert wird", sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen.
Die Produktion in Deutschland sei im März erneut gestiegen, und besonders erfreulich habe sich die Herstellung von Konsumgütern entwickelt. "Dies war zu erwarten, denn zu Jahresbeginn traten einige Reformen in Kraft, die den Haushalten deutlich mehr Geld in die Taschen gespült haben", erklärte Michelsen. Aber auch im verarbeitenden Gewerbe habe es "die zweite Positivmeldung in Folge" gegeben. Insgesamt zeichneten die nun veröffentlichten Zahlen ein freundlicheres konjunkturelles Bild.
Die öffentliche Diskussion wird derzeit stark von den drohenden Auswirkungen der eingetrübten Konjunktur auf die Steuereinnahmen geprägt. In Kiel berät seit Mittwoch der Arbeitskreis Steuerschätzung, und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) will am Donnerstag die neuesten Einnahmeerwartungen bekanntgeben. Erwartet werden deutlich geringere Zuwächse als noch vor einem halben Jahr prognostiziert. Die Rede ist von Mindereinnahmen von rund 100 Milliarden Euro bis 2023, davon allein rund 75 Milliarden Euro weniger beim Bund, wie Zeitungen berichteten.
Diese Entwicklung hat schon im Vorfeld die Union auf den Plan gerufen, die mit dem Ende der sprudelnden Steuerquellen Sozialprojekte infrage stellt. CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer hat für Anfang Juni eine Vorstandsklausur ihrer Partei angesetzt, um Konsequenzen aus der Schätzung zu ziehen, und Unions-Fraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) will alle Ausgaben auf den "Prüfstand" stellen. Auch Scholz hat seine Kabinettskollegen bereits dazu aufgefordert, "Prioritäten" zu setzen.
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May 08, 2019 04:04 ET (08:04 GMT)
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