
Von Hans Bentzien
MÜNCHEN (Dow Jones)--Internationale Wirtschaftsexperten befürchten nach Aussage des Ifo-Instituts, dass der Welthandel wegen des "Zollkriegs" zwischen den USA, China und Europa sinken wird. Wie das Ifo-Institut im Ergebnis einer Umfrage unter 1.130 Volkswirten berichtet, sehen die Experten als bedeutsamste Folge "weniger Handel". Der Kreditversicherer Euler Hermes rechnet wegen der am Freitag in Kraft gesetzten US-Zölle auf chinesische Waren mit einer Minderung des Weltwirtschaftswachstums.
Diese Antwort erreichte laut Ifo den Wert von 1,7 auf einer Skala von 1 bis 3, wobei 1 "am wichtigsten" bedeutet. Besonders ausgeprägt war diese Sorge demnach bei Experten im Nahen Osten und Nordafrika, wo der Wert von 1,0 erzielt wurde. Die Befragten des ifo World Economic Survey in den Ländern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) gaben dieser Antwort im Schnitt den Wert von 1,4.
Es folgten die Experten aus der EU, Lateinamerika und China mit jeweils 1,6. In anderen entwickelten Volkswirtschaften erreichte der Wert 1,7. Vergleichsweise entspannt zeigten sich die Experten in den Schwellenländern Asiens und Europas mit 2,1 und insbesondere in den USA mit 2,2.
Aber auch einen stärkeren Protektionismus, steigende Kosten durch Zölle und eine Anpassung von Liefer- und Wertschöpfungsketten erwarten die Volkwirte. Diese abgefragten Folgen erreichten im Schnitt den Wert von 2,0. Für vergleichsweise etwas weniger wahrscheinlich halten die Experten steigende Preise für Waren und Dienstleistungen sowie ein Umlenken der Handelsströme (jeweils 2,2).
In allen Regionen der Welt, mit Ausnahme des Mittleren Ostens und Nordafrikas, sehen mehr als 50 Prozent der Befragten ihre Volkswirtschaft durch die aktuellen Handelsstreitigkeiten beeinträchtigt.
Mehr als 75 Prozent der Experten in der Europäischen Union, in anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften und Lateinamerika sagen dies. Und in Deutschland und den Niederlanden geben sogar mehr als 90 Prozent der Experten an, dass ihr Land von den eskalierenden Handelsstreitigkeiten betroffen sei.
Der Kreditversicherer Euler Hermes schätzt, dass die Anhebung der Einfuhrzölle auf chinesische Waren auf 25 (bisher: 10) Prozent das Weltwirtschaftswachstum in den nächsten beiden Jahren um 0,5 Prozentpunkte mindern würde.
"Wir haben dann einen waschechten Handelskonflikt mit Potenzial zum Handelskrieg", sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe und stellvertretender Chefvolkswirt der Allianz. "Es ist aber auch noch Luft nach unten. Ginge die US-Regierung so weit, zusätzliche Zölle auf importierte chinesische Waren im Wert von 325 Milliarden US-Dollar und auf Automobilimporte im Wert von rund 200 Milliarden belegen, wäre das definitiv der Startschuss für einen regelrechten Handelskrieg", fügte er hinzu.
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May 10, 2019 03:26 ET (07:26 GMT)
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